Lobenberg: Die Cuvée Classique wird von verschiedenen Terroirs gewonnen, wir sind auf Sand, Flusskiesel und Lehm. Die jüngsten Rebberge sind 40 Jahre alt, die ältesten 80 Jahre. 65% sehr alte Grenache, 20% Syrah, 10% Mourvedre und 5% teilen sich weitere Rebsorten. Fermentiert wird mit der natürlichen Hefe in konischen Zementtanks, der Ausbau geschieht nur in großen Holzfudern. 80% werden entrappt, 20% Ganztrauben. Es gab Frost im Frühjahr, das hat den Ertrag verringert und den Weinen eine gute Konzentration gegeben. Tolle Rotfruchtigkeit, ein glockenklarer Kirschduft, dann schiebt helle Waldfrucht nach, feines Holz, etwas Tonkabohne, Lavendel und Rosmarin, grüne Olivenpaste. Ein kristallklarer Mund. Gott, ist das ein schöner Saft, verspielt und feingliedrig, total zart. Das ist eher Oldschool, 1990er Jahre Rhône, wie wir es lange nicht mehr hatten. Rassige Salzigkeit, sehr intensiv auf der Mineralität laufend, die in diesem kühleren Jahr viel mehr rauskommt. Es liegt weniger drückend-intensive Frucht darüber, man spürt den salzigen Stein, die pikante Säurespur, die ja sonst auch da sind, aber da liegt so viel Power drüber, dass man es oft nicht wahrnimmt. In diesem Eleganzjahr sind wir jetzt bei der totalen Klarheit und Finesse. Ein seidig-saftiger Traumwein, der schon im Jungstadium unglaublich schön zu trinken ist, ohne dass man in die Knie gehen müsste. 94+/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!