Lobenberg: Der Wein besteht aus 50 Jahre alter, pinker Clairette, die im Clos du Caillou auf sandigen Böden mit runden Kieselsteinen wächst. Im Stahl vinifiziert und dann kommt die Hälfte zur spontanen Vergärung in neue 600 Liter Demi-Muids, der Rest bleibt im Stahl, am Ende wird das Ganze vermählt. Die Besonderheit der alten Clairette von Caillou ist, dass es die pinke Spielart ist. Dementsprechend Direktpressung als Ganztraube, um keine Farbe in den Wein zu bekommen. Der Wein ist blank und hochintensiv duftig. Die Clairette ist eine völlig unterschätzte Rebsorte, wurde häufig nur mit recht simplen Rhôneweinen in Verbindung gebracht, aber von Clos des Papes wissen wir, dass sie auch die Basis für große Weißweine des Südens bilden kann. Die bringt immer viel mehr Frische ins Glas als Marsanne oder Roussanne. Die Nase ist unglaublich schön, duftig, hochintensiv. Gelbe Melone, reifer Augustapfel, sehr reife Birne, ein bisschen Quitte darunter, sogar ein bisschen Litschi, dazu weißer Pfeffer und Minze, blumig Noten, sogar ein bisschen duftiger Flieder. Der Mund ist griffig, drückend, alles einnehmend, viel Power. Natürlich kommt vom neuen Holz und dem hohen Alkohol des Jahrgangs eine gute Stütze, aber das ist gar nicht so spürbar. Der Wein hat sehr viel Kraft, sehr viel Druck und ist trotzdem fein. Ein Côtes du Rhône Reserve, der dieser Bezeichnung spottet, der einfach lange weggesperrt gehört, der ähnlich wie ein Châteauneuf Prestige bei Janasse oder ein weißer Clos des Papes einfach mal 10, 12 Jahre in Ruhe gelassen werden muss. Großer Stoff für ein langes Leben, aber auch für lange Wartezeit.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!