Lobenberg: Die Reben sind 70 Jahre alt. Der Besitz der Domaine hier ist eine einzige zusammenhängende Parzelle von 0.41 ha. Der Wein bekommt nur minimale Holzanteile, wird fast komplett im Edelstahl ausgebaut, um diese pure, stahlige Art der Lage bestmöglich zu erhalten. Preuses hat immer Kraft und Format, aber ist an sich eher ein kühler, mineralischer und karger Wein im Charakter. Ihn mit Holz zu pimpen entspricht eigentlich nicht seiner Art. Die Nase ist noch sehr in sich gekehrt, strahlt kühle Gestein und viel warme Zitrusfrucht aus. 2022 ist sehr expressiv und aromatisch. Tief und hochkonzentriert. Das ist schon ein Blockbuster-Jahrgang in der Domaine. Betriebsleiter Olivier Bailly ist hochzufrieden, er schätzt die 2022er deutlich über den 2021ern ein, sogar in Sachen Lagerfähigkeit. Das wird sich zeigen, aber die Balance und Reichhaltigkeit ist in 2022 klar höher. So viel Druck, dass die Augen schmal werden, aber alles ist geschmeidig und ausgewogen, total fein. Quitte und Orangenschale mit satter Grapefruitsäure und Salzstein durchzogen. Wunderbar elektrisch, energetisch, saftig, aber total fein dabei. Das ist schon ein sehr verblüffender Jahrgang, der die Frische mit der Reife auf eine schwer zu erklärende, sehr komplette und runde Art vermählt. Was will man mehr. Es ist nicht dieser Laserstrahl aus 2021, sondern schon eher ein Wein im Stil von Raveneau oder dem Norden der Cote d’Or mit Schmelz und Druck, aber dazu eben die Salzigkeit des Chablisienne. Superb. 96-98/100