Lobenberg: Der letzte Jahrgang, der von diesem Wein erzeugt wurde, war 2009. Er kommt von einem kleinen Weinberg mit über 50 Jahre alten Reben in Serralunga. Hier haben die Trauben höhere Säurewerte. Dolcetto muss normalerweise im Reifezustand sofort geerntet werden, sonst fallen die Trauben ab. Aber dieser spezielle Plot kann in großen Jahren acht bis zehn Tage länger hängen. So können die Trauben sowohl mit hoher Säure als auch mit hoher Reife gelesen werden. Das passiert allerdings relativ selten. Endprodukt ist ein Dolcetto, der tiefer und reicher ist, mit gleichzeitig hoher Säure. Normalerweise kommt dieser Wein in den Vignavillej. Der Wein wird im Betontank spontan vergoren und ausgebaut im Stahl, kein Holzkontakt. Die Nase des 2019er ähnelt eher einem Supercru. Der Wein hat eindeutig weniger Frucht in der Nase als ein normaler Dolcetto. Er ähnelt mehr einem Moulin à Vent aus dem Beaujolais. Sensationelle Tiefe und Länge, sehr profund, sehr Gamay-artig. Was für eine wunderschöne Nase, mit Veilchenduft obendrüber. Darunter satte, süße, schwarze und rote Kirsche. Auch der Mund ist nicht typisch Dolcetto. Wir sind nicht so up front in kitschiger, immenser Frucht. Wir haben mehr Länge, schon fast Nebbiolo-artige Elemente, mit salzigem Finish. Zwar mit roter Frucht, aber viel schlanker, viel finessenreicher. Ich finde immer noch, dass der Vergleich mit einem Cru aus Moulin à Vent absolut passt. Das ist der größte Dolcetto, den ich bisher in meinem Leben probiert habe. Wirklich ein traumhafter Wein! Die Bewertung ist völlig zu Recht astronomisch hoch für einen Dolcetto. 95-97/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.