Lobenberg: Die Spätlese entsteht aus grüngelben Beeren, die noch diese stramme Säurestruktur behalten. Cornelius geht es vor allem um die maximale Frische bei physiologischer Reife. Die Trauben müssen noch Spannkraft haben. Die Brücke ist keine Steillage, daher ist die Exposition geringer, zudem nah am Fluss, hier kühlt es aus nachts, die Säure bleibt höher. Spätlese, Auslese und GG werden zusammen gelesen, nur händisch dann selektiert in die einzelnen Qualitäten. Alles an einem Tag, das geht so fast nur in der Brücke. Die Brücke ist etwas leichtfüßiger neben der Herrmannshöhle, die sicher etwas profunder ist, sowohl von den Böden als auch im Weinstil. Sie hat eigentlich eine Kabinett-Weinstilistik. Die Brücke ist etwas hintersinniger, nie laut, obwohl sie meist einen kleinen Botrytisanteil hat. Die Botrytis entsteht aber aus Luftfeuchte, weniger aus Regen. Das ist eine feine, kristalline Nase. So fein und tänzelnd, durch die immer etwas höhere Säure wird das ganze gut abgepuffert. Ganz klar in der Nase, schon einiges an Konzentration andeutend für eine Spätlese, dennoch kristallin wie die Brücke ist, sie kann sehr gut mit Botrytis. Intensive Frucht von gelber Birne, Mango und Maracuja, Blütenhonig. Riecht ein bisschen wie die Toplagen der Mittelmosel, wie Wehlen. Diese pikante Exotik, die sich dann auch in den Mund zieht. Diese köstlich vibrierende, saftig-dichte Passionsfrucht mit der knackigen Säurespur. Hat etwas mehr Druck und Opulenz als im Vorjahr, was wohl auch an der brachialen Säure von 2021 lag. Hier sind wir seidiger, cremiger und dichter, mit so einer delikaten, dichten Frucht. Die Brücke hat etwas Wildes, Geheimnisvolles an sich, das keine andere Spätlese bei Dönnhoffs hat. 98+/100