Lobenberg: Dieser Syrah wächst auf den ältesten Parzellen, Kalkstein und Lehm. Uralte Syrah. Natürlich wie alles hier biologisch-organische Weinbergsarbeit, und das seit weit über zehn Jahren inzwischen. Natürlich alles spontan vergoren, überwiegend im rohen Beton, und der Ausbau zu einem kleinen Teil im Betonei, zum größten Teil aber im großen 3000l Holzfuder. Für seinen Spitzenwein Persia nimmt Sebastien niemals ein kleines Barrique. Er möchte im Grunde so eine Art Über-Châteauneuf du Pape zeigen und dafür geht das kleine Barrique einfach nicht. Der Holzeinfluss wäre einfach zu groß. Die Nase dieses Weins ist ungeheuerlich frisch, eine Syrah wie von der Nordrhone. Ich würde mich nicht wundern, wenn Cote-Rotie hier auf der Flasche stünde. Eher Cote-Rotie in der großen Frische als Hermitage. Schwarz, als sei er in geröstetem Holz gewesen, was er überhaupt nicht gesehen hat. Schwarze Kirsche, verbrannte Elemente, diese unglaublich profunde Syrah der Nordrhone, geflämmtes Fleisch, Amarenakirsche, Maulbeere, auch Brombeere, Cassis, getrocknete Blaubeere und sehr viel Krautwürzigkeit bis hin zu Myrre, Thymian, Estragon, und trotzdem bleibt alles frisch. Der Wein tänzelt aus dem Glas. Je länger ich ihn probiere, desto mehr scheint er dann in seiner maskulinen Ausprägung Richtung Cornas zu gehen. Auch im Mund bleibt das Ganze unglaublich frisch und lang. Er kriegt dazu auch noch schöne feine Grapefruitaromatik, fast frischer Pfirsich dazu, sehr verspielt. Dieser Wein kann in einer Blindverkostung problemlos in der Nordrhone oder bei Syrah-orientierten Chateauneufs mitspielen. 95-96+/100
2020 gab es an der Rhône insgesamt relativ normale Mengen. An der Nordrhône vielleicht sogar etwas mehr als im Durchschnitt. Dort geht 2020 sicherlich als ein Jahrhundertjahrgang in die Geschichte ein. Die Tardieus vergleichen 2020 mit einer Mischung aus dem superklassischen und frischen Jahr 2016 und der Tiefe und Dichte aus 2015. Auf keinen Fall so extrem fett und üppig wie 2018 und 2019, sondern deutlich klassischer. Deshalb ist 2020 aus ihrer Sicht einer der ganz großen Jahrgänge überhaupt an der Nordrhône. Im Norden gab es 2020 keinen richtigen Trockenstress für die Reben, weil es im August ein paar Regenfälle gab. Sie kamen genau zur richtigen Zeit. Die Lese startete recht früh, bei Tardieu am 10. September. Also deutlich früher als in anderen Jahren. Insgesamt ist es ein saftiger, langlebiger, dichter und reifer Jahrgang, ohne Überreife, ohne übermäßig Fett wie in 2019 und 2018. Ein richtig klassisches Jahr an der Nordrhône, aber klassisch mit einem Plus an einer Form von Reife, die es früher so nicht gab. Ob Norden oder Süden – in Summe ist 2020 an der Rhône ein großes Jahr. Balancierter und harmonischer als das Kracher-Jahr 2019.