Lobenberg: Seit dem Jahre 1874 eine Monopole-Lage der Familie Faiveley. Zusammen mit dem Romanee Conti sind es die einzigen Grands Crus des Burgunds, die den Namen ihres Besitzers in der Lagenbezeichnung tragen dürfen. Der große Negociant Albert Bichot, der benachbarte Parzellen besitzt, hatte die Familie Faiveley darauf verklagt, dass sie Faiveley in den Weinbergsnamen mitaufnehmen sollen, weil Clos de Corton alleine irreführend wäre. (Sie befürchteten die Konsumenten hielten den Clos de Corton für DEN einzigen Corton, wie es mit dem Clos de Vougeot ist). Er bekam Recht und die Familie Faiveley freut sich insgeheim über diese „erzwungene“ Maßnahme, ist sie doch genau genommen ein willkommenes Marketing. Die ältesten Reben hier sind aus dem Jahre 1932, die jüngsten von 2002. Eine reine Ostexposition auf stark eisenhaltigem Kalkmergel. Ein gewisser Anteil Ganztrauben wird hier mitvergoren. Danach Malo und Ausbau in 50% neuen Barriques, wo der Wein für 18 Monate gelagert wird. Feinporiges Holz, nicht stark getoastet. Es wird hier in fünf Durchgängen gelesen. Dieser Clos de Corton Faiveley ist die schlüssige Fortsetzung der Monopole-Lage Beaune 1er Cru Clos de L’Ecu. In dieser unglaublichen Wärme und Reichhaltigkeit. Corton hat natürlich eine etwas kühlere Aromatik als Nuits-Saint-Georges, es läuft mehr auf karger, steiniger Rotfruchtigkeit. Viel Sauerkirsche und Cranberry, Herzkirsche. Die eisenartige Mineralität des Corton hält sich hier noch zurück aktuell, wird von der immensen Fruchtdichte einfach überstrahlt. Nelke und helles Kakaopulver, Tabak und Unterholz. Der Wein ist wunderbar elegant und geradlinig, hat aber doch eine Extradimension der Konzentration und Power. Das ist schon Wahnsinn. Fast pure Sauerkirsche im Mund, nur ein ganz klein wenig süße Herzkirsche darunter. Ewig lange nachhallende, kreidige Tanninstruktur, dazu feines Salz an den Zungenrändern. Es ist ein saftiger, fast schlotziger Burgunder, gleichzeitig hat er aber diese enorme Struktur hinten raus aus den total reifen Tanninen. Genau wie letztes Jahr ist das ein ganz grandioser Wein, er hat nur noch mehr Frische und Pikanz. Dieser Wein ist immer ein phänomenaler Wert, weil er ewig hält und so eine Delikatesse ist. 97-99/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.