Lobenberg: Die Parzelle von 1,3 Hektar im Clos de Vougeot von d’Eugenie liegt auf dem oberen Teil des Hügels, links vom Château. Der Boden im oberen Teil der Parzelle ist Tonkalk, und der untere Teil ist geprägt von Tonschluff. Ersteres bringt mehr Tannin und Länge, und der lehmigere Part sorgt für eine rundere Frucht. Auch der Clos de Vougeot bekommt dieselbe Behandlung wie alle Grands Crus bei Eugenie. Das heißt vier bis fünf Tage Kaltmazeration, dann sogar zu 70% unentrappt im offenen Holzgärständer spontanvergoren und zu 75% im neuen Barrique ausgebaut. Clos de Vougeot ist ein hochumstrittener Grand Cru. Die besten Winzer machen hier Weine, die zur absoluten Spitze des Burgunds zählen. Je nach Lage der Parzelle und der Fähigkeit des Winzers kann es aber auch nur Mittelfeld ergeben. Bei Eugenie bekommt man den Clos Vougeot stets zuletzt zum Probieren, denn er ist in der Regel der am festesten verwobene, engmaschigste und reduktivste Wein in der Range. Er hat eine geradezu mysteriöse Spannkraft, die in zusammenhält wie ein Expander. Es ist kein fetter, opulenter Clos de Vougeot, die es ja durchaus auch gibt – nein, ganz im Gegenteil. Doch aromatisch ist er, mit dichter Graphitspur in der Nase, frischem Asphalt und Tabakblättern. Darunter eine glockenklare, sehr transparente Schattenmorelle mit nur ganz feinen dunklen Einflüssen. Alles ist fein verwoben und engmaschig. Wie ein Sprinter im Startblock, der nur darauf wartet loszuschießen. Im Mund schießt er dann auch los, denn hier kommt überraschenderweise etwas mehr Charme als erwartet. 2019 lässt sogar Eugenies Clos de Vougeot sich von seiner hedonistischen Seite zeigen. Beim ersten Auftreffen auf der Zunge dominiert nur die Saftigkeit, cremige Blaubeere und Cassis laufen über geschmolzene Kaffeeschokolade. Die Charmeoffensive wird aber schnell von der intensiven, kreidigen Tanninstruktur und der atemberaubenden Frische eingeholt, die den herbsteinigen Charakter des Weines wieder aufblitzen lässt. Auch der Mund zeigt sich keineswegs fett, trotz der immensen Konzentration. Es bleibt fein und präzise, reich an Energie und Spannung. Langer, langer Nachhall in Brombeere, Kreide und Graphit. Bei Grivot ist der Clos Vougeot eine Aromen-Bombe dieses Jahr, bei Eugenie wie immer etwas reservierter, aber mit genialem Feinschliff und schlankerem Hochlagen-Charakter. Ich bin sicher, dass eine Dekade der Reife hier den Funken noch ordentlich zünden lassen wird. 97-99/100