Lobenberg: Die Tibouren ist eine alte Rebsorte der Provence, die heute fast nur noch auf Clos Cibonne angebaut wird. Das Weingut ist in Frankreich berühmt für diese Sorte. Cibonne und Tibouren sind seit 100 Jahren eine untrennbare, geniale Verbindung. Und zwar so sehr, dass die INAO (zuständig für die AOCs Frankreichs) der Domaine eine Ausnahmeregelung zugeteilt hat. Sie darf die Rebsorte auf dem Etikett nennen, was ansonsten im Rest der Provence strikt verboten ist, denn hier wird eigentlich wie in Frankreich üblich nur die Herkunft genannt. Alles wird biologisch bewirtschaftet. Seit 2016 befindet sich das Weingut auch in der Konversion zur Bio-Zertifizierung, die nächstes Jahr dann abgeschlossen sein wird. Der Ausbau erfolgt in teilweise über 100 Jahre alten Fuderfässern zu 2600 Litern. Was für ein abgefahrener Stoff, auf Clos Cibonne ist eben alles ein bisschen anders. Schon die krasse Farbe verrät, dass man bei Clos Cibonne keinen gewöhnlichen easy-drinking Provence Rosé im Glas hat. Zu einem tiefen, sehr dunklen Lachsrosa kommt hier noch ein intensiver Bernstein-Stich hinzu. Eine abgefahrene Farbe, noch nie vergleichbar irgendwo gesehen. Dazu weht ein komplexer Duft aus dem Glas, feiner Orangenabrieb, Blutorange, etwas Salzkaramell, zarter Aprikosenduft und Rosenblätter. Frucht und Würze, daneben sowohl frische als auch reifere Noten, alles vereint sich in diesem außergewöhnlichen Rosé. Im Mund breitet sich der Clos Cibonne mit einer ungleich vielschichtigeren Textur aus, als man das von den sonst eigentlich eher leichteren Rosés gewohnt ist. Hier hat man richtig Struktur am Gaumen, das packt zu, geradezu kreidig und steinig-griffig zieht der Clos Cibonne voll durch. Dieser Rosé ist ein Strukturwunder sondergleichen, erinnert etwas an Patailles Marsannay Fleur de Pinot in der griffigen Textur und der langen, mineralischen Salzspur. Erinnert fast etwas an Feuerstein im Nachgeschmack. Eine leichte Schärfe und Würze dominieren hier das langanhaltende Mundgefühl. Ein Hauch von Bitterorange, Grapefruit und getrockneter Aprikose am Gaumen, doch eigentlich zeigt dieser Wein nur wenig Frucht, er ist das Gegenteil von überparfümiert. Mit seiner mediterranen Kräuterwürze ist er ansonsten eher von karger, steiniger Natur. Diese feine Salzspur hintenraus und der kreidige Gripp am Gaumen sind schon phänomenal für einen Rosé. Die sehr spezielle Rebsorte Tibouren verleiht diesem Wein eine Würze, Tiefe und Kraft, die strukturell schon fast an einen leichten Rotwein heranreicht. Dennoch ist der Clos Cibonne nie zu üppig, oder zu intensiv. Es bleibt ein feiner und dabei doch so kraftvoller Wein, mit distinktiver Kräuterwürze und mehrdimensionalem Mundgefühl. Klar, etwas eigenwillig, weil man eben selten einen Rosé dieser Klasse erlebt, aber gerade deshalb so unikathaft und grandios. Schon die Basis bietet bei Clos Cibonne einen Rosé der Extraklasse. Das spielt qualitativ locker in der Liga von Château Simone und Co, doch wegen seiner totalen Einzigartigkeit stellt er eigentlich eine ganz eigene Liga dar. 95/100