Lobenberg: Dieser Top-Pinot von Strobl wächst im »Hengstberg«, der höchsten Lage am Wagram, darf den Lagennamen aber nicht tragen, weil Clemens ihn unfiltriert als Landwein füllt – deshalb nur »Hengst«. Wie Ziereisen, beweist auch Strobl, dass große Weine eben nicht zwingend eine Appellation brauchen. Spontan vergoren und dann für ein Jahr im Barrique und 500-Liter-Fass ausgebaut. Immer streng limitiert. Der 2017er kommt erst jetzt 2023, nach über fünf Jahren weiterer Reife auf den Markt. Eine kluge Entscheidung, denn die Weine brauchen diese Zeit einfach. 2017 ist jetzt so unglaublich fein in der Nase. Ein Traum aus reifer, süßer, roter Kirsche und schwarzer Frucht. Brombeere, herb-süße Holunder, Schlehe. Alles leicht rauchig und steinig untermalt, aber nicht überbordend, sondern sehr elegant bleibend. Auch kräutrige Nuancen. Diese Nase ist wirklich ein komplexes Ereignis! Blind wäre ich hier klar im Burgund, vielleicht am ehesten Nuits-Saint-Georges. Am Gaumen dann voll auf reifer Kirsche laufend, tolle Süße ummantelt von der zupackenden, salzig-kalkigen Textur und grandioser Frische. Total fein mit viel Druck und dunkler Würze, aber eben vor allem dieser süß-salzige Kirsch-Himbeer-Fruchtkern, die hier die erste Geige spielt. Die Tanninstruktur ist zart gehalten, hier spürt man die sanfte Vinifikation, nichts ist hart, nichts ist kantig, wir bleiben elegant und feingliedrig. Dennoch bleibt diese leicht dunkle Würze und Mineralität im Wein enthalten und zieht sich auch durch den kühlen, rotbeerigen Nachhall. Ein großer, aber extrem feiner Ausnahme-Pinot, der jetzt mit etwas Luft wunderbar auffächert, aber auch noch Potenzial für viele Jahre mitbringt. 97/100