Lobenberg: Die Biodynamisch arbeitende Domaine Claude Riffault besitzt Lagen mit allen Boden Charakteristika, für die Sancerre bekannt ist, also Terres Blanche Böden, die aus Ton und Kalkstein bestehen und volle Weine hervorbringen, die kies- und kalkhaltigen Caillottes Böden, die fruchtige und ausgewogene Weine hervorbringen und zuletzt die berühmten Silex Böden, von denen einige der feinsten Weine der Loire kommen, die sich vor allem durch Mineralität und kräuterigen Würzigkeit auszeichnen. Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel, allerdings sind diese Charakteristika immer gute Anhaltspunkte. Die Lage Les Chailloux verbindet eben diese Vielfalt an Böden, so finden sich Kies, Kreide, Lehm und Silex Böden. Dass die Parzelle von Claude Riffault einen hohen Anteil an Silex hat, zeigt sich sofort. Eine reduktive Feuerstein-Note steigt sofort in die Nase, gefolgt von salzigen, feinen Kräuteraromen, die von frischen Maulbeeren untermalt werden. Das macht Lust auf mehr! Im zweiten Moment kommt ein Anflug von Erdbeere und fester Birne durch, allerdings ist der Wein noch recht verschlossen, 1-2 Jahre im Keller werden dem Les Chailloux sicher gut tun. Das führt sich im Mund fort, hier kommt allerdings sofort die Kräutrigkeit mit einem Schub, der einen fast aufschrecken lässt. Der erste Moment im Mund lässt schon Großes erahnen. Direkt folgt wieder diese großartige reduktive Feuerstein-Note, mit Maulbeere, Stachelbeere, weißer Johannisbeere, grünem Apfel und Zitrusnoten, alles mit einer salzigen Mineralität unterlegt. Dieses wilde Spiel zwischen trockener Frucht, Kräutern und spitzenmäßig eingearbeiteter Säure ist hervorragend und doch leicht verwirrend, wirkt der Wein doch zeitgleich sehr puristisch und karg. Auch hier bin ich wieder der Meinung, dass dem Wein weitere 1 bis 2 Jahre Flaschenreife gut tun werden, um die Aromen vollends rauszukitzeln und etwas mehr Ruhe zu bekommen. Der Abgang ist lang und fein, die Kräutrigkeit steht und wird von einem dezenten Pfirsichgeschmack begleitet. Ein perfektes Pairing würden hier gegrillte Jakobsmuscheln abgeben. 94-96/100
2021 war ein dramatischer Jahrgang an der Loire, was den Ertrag betrifft. Bis zu 90 Prozent Verluste durch Frost, das gab es seit über 30 Jahren nicht mehr. Die Fröste betrafen allerdings nicht nur Teile der Loire, in denen regelmäßig Spätfröste auftreten, sondern auch in Appellationen, die oft verschont bleiben – wie beispielsweise Sancerre. Die Mikroklimata in den vielen kleinen Tälern Sancerres schützen normalerweise vor größeren Schäden durch Frost, leider nicht in 2021, auch hier ging viel verloren. Doch auch der weitere Verlauf des Jahres war alles andere als rosig: Hagel und kühles, feuchtes Wetter im Sommer haben zu starkem Befall durch Mehltau und Fäule geführt. Im Herbst gab es dann ein kleines Aufatmen, da das trockene und warme Wetter im September und Oktober die verbliebenen Trauben ausreifen lies. Wie so oft rettete ein goldener Herbst den Jahrgang. Dennoch steht 2021 damit im vollkommenen Kontrast zu den vorherigen Jahren, in denen die Trauben über nahezu die gesamte Vegetationsperiode ausreifen konnten und saftige, reichhaltige Weine ergaben, dafür aber viel an Säure und Struktur eingebüßt haben. 2021 ist ein hervorragender Jahrgang für frische und strukturierte Weine, für Liebhaber trockener, gradliniger und mineralischer Weine findet sich also eine große Auswahl an fantastischen Gewächsen. Wer saftigere, vollere und schwerere Weine bevorzugt, muss ein wenig suchen, findet allerdings auch etwas nach seinem Gusto im cool-climate-geprägten Jahr 2021. Die Frische des Jahrgangs ist atemberaubend und teils wirklich rasant – ein bisschen Freakstoff, aber in richtig gut.