Lobenberg: 14,8% Alkohol. Das Weingut ist biodynamisch, der Hektarertrag ist 2015 für Vincent Avril extrem hoch mit sage und schreibe 22hl/ha. Andere sprechen bei so wenig Ertrag von großen Ausfällen, der Qualitätsextremist Vincent aber ist happy. In den Jahren 14 und 13 gingen die Erträge runter bis auf 13hl/ha. 22 ist immer noch nichts, aber für Vincent Avril ist es nur 3 Hektoliter unter dem Optimum seiner Qualität von 25hl/ha. Vincent gibt 100% seiner geernteten Trauben in den Wein. Alles was im Weinberg nicht perfekt ist, geht nicht im Fass an die Genossenschaft, sondern das schneidet es runter direkt im Weinberg, Abfall. Nur perfektes Traubengut wird gelesen. Vincent Avril entrappt komplett, schon seit 1991, weil er nichts von teil unreifen und grünen Rappen hält. Er findet, anders als manch andere Winzer, dass es vegetale Töne in den Wein gibt. Und er sagt, er braucht das nicht für die Frische. Seine Weinbergsarbeit sei einfach perfekt und die Balance in seinen Weinen gibt ihm Recht. Er bevorzugt die Tannine aus den Häuten, deswegen lässt er inzwischen nach der Vergärung, wie das immer mehr state-of-the-art wird, den Saft vier weitere Wochen auf den Schalen stehen. PH-Wert 3,7, Säure 3,2g. Also ein recht hoher PH-Wert und eher niedrige Säure. Die Nase wird dominiert von feiner Kirsche, roter Kirsche, aber auch Hagebutte, Sauerkirsche, etwas Schlehe, das Ganze zeigt sich sehr fein, schöne Würze dazu, aber ultrafein, nichts sticht. Im Mund deutlich helle Lakritze, wunderschöne salzige Spur, so tänzelnd, so fein. Der Wein ist noch feiner als der direkt zwei Stunden zuvor probierte 15er Beaucastel. Dafür ist er vielleicht nicht ganz so massiv in der dichten Kirschfrucht. Clos des Papes ist noch feiner, noch eleganter, so unendlich verspielt, lang, mineralisch. Anders als der direkt zuvor probierte, sehr feine und doch massive 14er, hat 2015 kaum Bitterstoffe, kaum so präsentes Tannin, sondern er ist total seidig verpackt, massives Tannin in Samt und Seide, viel mehr in Seide. Ein seidig langer, schöner Chambolle-Musigny. Hätte der Wein nicht so viel Grip und Zug und auch so viel Intensität, wäre er sofort trinkbar. Nein, er ist sofort trinkbar, aber man weiß, dass es besser ist noch fünf Jahre zu warten. Nur ist das im jungen Stadium mit das Köstlichste, was ich bei Clos des Papes probiert habe und er gehört ganz sicher zu den ganz großen eleganten Jahrgängen wie 2012, oder eine Turboversion von 2005. Ganz großes Kino und einer der besten Weine des Jahrgangs in der südlichen Rhone. Wir probieren diesen in einem Fass fertig cuvéeetierten Wein, nachdem wir alle einzelnen Cuvées der verschiedenen Lagen und verschiedener Rebsortenzusammensetzung probiert haben. Zwei große Foudre sind als Final Blend schon fertig. Das faszinierende an 2015 ist, dass man zu Beginn denkt: Oh wie seidig, schön, lecker, einfach trinken. Und dass man, je länger man ihn probiert, dahinter kommt, wie ungeheuer komplex, vielschichtig, kraftvoll, und trotz der überragenden Balance hintergründig dieser Wein ist. Das ist ein Wein, der einen mit seiner Köstlichkeit verwirrt, mit dem man sich aber stundenlang beschäftigen kann, wie man das auch mit einem großen Burgunder aus besagten, feinen Appellationen wie Chambolle-Musigny tun kann. Das ist wirklich großes Kino, wenn man denn Finesse will. 100/100