Lobenberg: 20 Jahre hat Yves geduldig auf seine Chance in Chateauneuf gewartet. In Gigondas ist er mit St. Cosme zusammen der König, die wahre Krone im Süden ist jedoch Chateauneuf. Dann, 2008, kam die Gelegenheit, ein uralter, winziger Weinberg in bester Lage, zu klein für die hochwertige Konkurrenz, kein Arrondissement möglich, zu viel Arbeit. Yves war es egal, hier geht es ja nur um sein Ego. 100% Grenache. Vergärung und Ausbau im großen Holz. Der Weinberg steht auf La Crau, der besten Lage in Chateauneuf, unterhalb von Rayas. Zu 80% nicht entrappt, also wie das Vorbild Rayas als ganze Traube vergoren. Schöne rotfruchtige Nase, feine Kirsche, rote Johannisbeere, ein wenig Cassis, sehr trocken, sehr mineralisch, Steinmehl, Staub. Hohe Intensität in der Nase, ein Hauch Milchschokolade, Tabak, Kokosnuss, Holunder, etwas Thymian. Im Mund muss ich lange nachdenken, ob ich einen solchen Jungwein vom Fass als Chateauneuf schon probiert habe, fern jeder Konvention der fetten Parker-Jetztzeit. Bonneau, mehr noch Rayas, etwas Tardieu Special Cuvee. Es fehlt absolut und absichtlich an Süße, nur klare, extrem puristische, rote rassige Frucht ohne viel Wucht und ohne große Rundheit, rote Johannisbeere, Waldfrüchte, alles geradeaus, alles in einem Zustand der Unsüße, dramatische Mineraleinflüsse mit immenser Länge. Der Wein braucht Zeit. Das ist eine wirkliche Rayas-Stilistik und völlig fern der üblichen Parker-Stilistik, weit entfernt von Clos St. Jean und allen von Phillip Cambie betreuten Chateauneufs. Grandios für ein langes Lagern, einer der besten Chateauneufs eines genialen Winzers mit einem überirdischen Händchen für Reben und Weinberg. Wäre es nicht sein Erstlingswerk in der Appellation hätte ich die 100 Punkte rausgerückt. 97-98/100