Lobenberg: Das Weingut wurde von der Famile Saluce (de Fargues) gegründet. 100 ha Kies-Lehmböden unter Reben, davon 60 ha im Erstwein. In der Neuzeit wurden dann in schwierigen Zeiten reiche Industrie-Partner aufgenommen, die dann um des eigenen Prestige Willens die Familie Saluce zuerst von der Geschäftsführung ausschloss und dann schließlich alles übernahm. Da den neuen Herren auch Cheval Blanc gehört, wurde der dortige Regisseur, Pierre Lurton, auch zum Chef von d’Yquem gemacht. Die Tradition wurde vergewaltigt, die Qualität hat jedoch auf keinen Fall gelitten. Nur die Preise wurden stumpf vervierfacht…Na, von irgendwas muss man ja auch reich werden. Aber man scheut auch keine Mühe! Yquem unterhält schon seit 1896 eine eigene Wetterstation, alle Werte und Vergleiche in jedem Detail sind jederzeit möglich, das ist schon ziemlich perfekt. Danach ist 2009 warm, aber eben nicht zu warm, weniger heiß als 2003 oder 1997, moderater, aber größere Tag-Nacht-Unterschiede (die Nächte April bis Oktober waren ca. 2 Grad unter normal), die ja bekanntlich der Hauptgrund für hohe Komplexität sind. Die in gleicher Periode durchschnittlich 10% mehr an Sonnenstunden, aber ohne große Hitze ist ein weiterer Grund der extremen Qualität von 2009. Eine verblüffende Erkenntnis dieser detaillierten Aufzeichnungen ist, dass die Klimaveränderung und Abwesenheit richtig kalter Jahre der letzten 15 Jahre sehr genau der Zeit von 1940 bis Ende der 50er entspricht. Jedenfalls auf Yquem. Der 2009er wurde jedenfalls unter perfekten Umständen geerntet, perfekte Traubenreife und perfekte Boytritis. Dem 2007er in der besseren Reife sogar überlegen (wenig Regen in 2009, aber kein Trockenstress) und stimmiger als der überreife 2005er. Man vergleicht 2009 mit 2001 und das war das bisher beste Jahr auf Yquem. In beiden Jahren, verblüffend und anders als auf de Fargues, ein deutlich höherer Ertrag als normal. Auf Yquem 20 hl/ha (de Fargues nur 10 hl/ha) Ertrag. 14% Alkohol, Restzucker 157g, Säure 3,8g. Also mehr Zucker und weniger Säure, als auf de Fargues. 80% Semillon und 20% Sauvignon Blanc. Verspielte, zarte Karamell-Butter-Nase, reife Mango, sehr harmonisch. Litschi, Feige, reife Birne und Netzmelone. Extrem aromatisch dichter Mund, sehr rassig und frisch, kaum Bitterstoffe, immer sehr komplex verspielt, ein Höchstmaß an Balance, Grapefruit und Weinbergspfirsich, ein ganz feiner und zugleich tiefer d’Yquem. Ein schwebender, klarer, blumiger und sehr lichter Wein, eine ätherisch abgehobene, traumhafte Auslese lange Goldkapsel von der Mosel, mit mehr Alkohol. Also ein großer Wein, aber weniger Unikat als der einzigartige Monolith de Fargues, und weniger komplex als das Finessewunder Climens. Macht nichts, dennoch ein ganz großer, eleganter Finesse-Wein, nur wahrscheinlich viel zu teuer?! 100/100