Lobenberg: Dieses Weingut liegt direkt vis-à-vis von Barde Haut und gilt unter Insidern mit seiner Exposition und Kalksteinterrassen als das zurzeit angesagteste Terroir Saint-Emilions. Jeder spricht von diesem Chateau, weil es einfach perfekt liegt und weil der asiatische Investor Peter Kwok hier nun überhaupt keine Kosten gescheut hat, um in den letzten Jahren die Weinberge zu optimieren und einen komplett neuen Keller zu bauen. Das geniale Team, das Tour St. Christophe leitet, sind die früheren Regisseure und Weinmacher von Chateau Le Gay und Chateau La Violette. Jean Christophe Meyrou und Jerome Aguirre. Der auf Terrassen angelegte Weinberg hat 16 Hektar, wovon die Hälfte auf eben diesen Terrassen und die andere Hälfte um das Weingut herum verteilt ist. Aber nur das beste Terroir wird für den Erstwein verwendet.Nur noch 40% wird im neuen Barrique ausgebaut, der Rest im Ein- und Zweijährigen. 60.000 Flaschen Gesamtmenge Erst- und Zweitwein. Der Untergrund ist wie schon angesprochen überwiegend Kalkstein, aber auch ein Lehm-Kalksteingemisch. Die Fermentation als Spontanvergärung des komplett entrappten Leseguts findet überwiegend im Zementtank statt und ein Teil im geschlossenen Barrique. Danach wird das Ganze zusammengeführt und im neuen und gebrauchten Holz ausgebaut. Die Südexposition der Terrassen führt natürlich zur absoluten Vollreife. Es gab 2017 keine Frostverluste auf Tour Saint Christophe, aber durch große Trockenheit sehr kleine Beeren. Dementsprechend sehr kleiner Ertrag. Nur 30 hl/ha, Alkohol etwas über 14%, bei 80% Merlot und 20% Cabernet Franc. Die Nase zeigt sich dicht und würzig. Immens viel schwarze Kirsche, viel Druck. Dahinter Bleistift, ein wenig Holunder, süße Maulbeere. Aber beileibe keine fette Nase. Die Cabernet sorgt dafür, dass das Ganze balanciert bleibt. Das Tannin im Mund komplett seidig, samtig, tolle Frische zeigend. Der Wein hat Länge und Salz. Die Augen ziehen sich zusammen, er tänzelt, aber er ist überhaupt nicht anstrengend dabei, sondern nur intensiv in seiner schwarzen Kirsche, in seiner süßen Maulbeere darunter. Süßes Cassis, trotzdem schlank. Einfach viel Terroir-Prägung, viel Mineralik, viel Salz in diesem schönen, schwarzen, dichten, süßen Kirschsaft schwimmend. Ein archetypischer Saint-Emilion. Im Grunde so etwas wie die Schwesterausgabe eines Troplong Mondot, nur nicht so überextrahiert wie dieser das oft ist, sondern auf der feinen Seite bleibend. Wenn man Saint-Emilion archetypisch probieren will, ist man bei Tour Saint Christophe komplett richtig aufgestellt. Denn es gibt in Saint-Emilion sicherlich die Cabernet-Franc-Variante. Hier sind wir eher in der Merlot-Variante, der Schwarzfrucht-Variante. Also nicht wie Jean Faure, Cheval Blanc oder Figeac, sondern hier die schwarze dunkle Seite à la Troplong Mondot, Pavie Macquin und eben Tour Saint Christophe. Dafür ist er hier preislich einfach super spannend. Der 2017er hat nicht ganz diese schicke Finesse, diese druckvolle immense Feinheit von 2016. Er ist einen Hauch runder, einen Hauch voluminöser, dichter und wuchtiger ohne ganz an diese ultraschicke Mineralik von 2016 heranzukommen. Trotzdem ein generöser Wein und sicherlich eine grandiose Kaufgelegenheit. 94-95/100