Lobenberg: Dieses Weingut liegt direkt vis-à-vis von Barde Haut und gilt unter Insidern mit seiner Exposition und Kalksteinterrassen als das zurzeit angesagteste Terroir St Emilions. Jeder spricht von diesem Château, weil es einfach perfekt liegt und weil der asiatische Investor Peter Kwok hier nun überhaupt keine Kosten gescheut hat um in den letzten Jahren die Weinberge zu optimieren und einen komplett neuen Keller zu bauen. Das geniale Team, das Tour St Christoph leitet, sind die früheren Regisseure und Weinmacher von Château le Gay und Château la Violette. Jean Christophe Meyrou und Jerome Aguirre. Der auf Terrassen angelegte Weinberg hat 16 Hektar, wovon die Hälfte auf eben diesen Terrassen und die andere Hälfte um das Weingut herum verteilt ist. Aber nur das beste Terroir wird für den Erstwein verwand. 14,8% Alkohol, 80% Merlot, 20% Cabernet Franc, 3,7 PH-Wert. Ertrag 38 hl/ha. Nur noch 40% wird im neuen Barrique ausgebaut, der Rest im Ein- und Zweijährigen. 60000 Flaschen Gesamtmenge Erst- und Zweitwein. Der Untergrund ist wie schon angesprochen überwiegend Kalkstein, aber auch ein Lehm-Kalksteingemisch. Die Fermentation als Spontanvergärung des komplett entrappten Leseguts findet überwiegend im Zementtank statt und ein Teil im geschlossenen Barrique. Danach wird das Ganze zusammengeführt und im neuen und gebrauchten Holz ausgebaut. Die Südexposition der Terrassen führt natürlich zur absoluten Vollreife. Die Begünstigung im Jahr 2015 durch die große Kühle im September und Oktober hat die Frische und Frucht sehr gut erhalten. Die Nase dieses sehr feinen, inzwischen ausgewiesenen Finesse-Jahrgangs, erstaunt in seiner Ausprägung. So viel satte schwarze Kirsche neben gelber Frucht, etwas Mango, Zitrus, Orangenabrieb, auch deutlicher Veilchenaromatik, Jasmin, Lakritze und dunkle Erde. Aber alles ist fein und schwebend. Der Mund hat diesen anfänglich etwas lauten Auftritt, wird dann aber sofort wieder eingefangen, weil er so unendlich fein und zart ist und trotzdem diese wahnsinnige Frische des kühlen und zugleich reifen Jahrgangs zeigt. Mango und Orangenabrieb neben schwarzer Kirsche, butterweiche Brombeere, aber ganz zart. Nichts ist laut in der Frucht, alles schwebt und trotzdem hat der Wein eine intensive Tanninmaske auf und verbleibt für Minuten mit salzig, schwarzfruchtigem Nachhall in großer Feinheit und Frische. Das Team von Regisseur und Weinmacher bringt aus diesem Top-Terroir in der Tat einen großen St Emilion. Ein Wein, der vielleicht noch nicht ganz die Reife eines jahrzehntelangen Werdegangs hat wie ein Tetre Roteboeuf, La Mondotte oder Troplong Mondot aus der Nachbarschaft des Plateaus. Hier ist der Findungsprozess noch nicht abgeschlossen, aber es ist ein grandioses Potential, was in diesem Jahrgang noch mehr unter Beweis gestellt wird als im superben 2014er. Das ist großer Stoff und wenn der Preis wieder stimmt wie im letzten Jahr, ist das ein unbedingter Kaufgrund und einer der ganz großen Weine für dieses Geld in St Emilion. 96-98/100