Lobenberg: Dieser kleine Weinberg liegt auf bestem Terroir in Fronsac. Monsieur Dupuch ist ein hochanerkannter Berater am gesamten rechten Ufer. Er berät viele hochklassige Weingüter, von den kleinen bis hin zu den Top-Namen Petrus , Clinet, Eglise Climet etc. Die Weinberge von Tour du Moulin bestehen aus 50 bis 70 Jahre alten Reben, sie liegen direkt hinter jenen von Moulin Haut Laroque, die Gärten grenzen aneinander. Und so verwundert es nicht, dass beide Weingüter häufig eine ähnliche Stilistik haben. Moulin Haut Laroque ist am Ende vielleicht etwas profunder, aber Tour du Moulin ist in jedem Fall ein würdiger Verfolger, ein Hauch feiner und ein Hauch zarter. Dafür auch im Preis ein perfekter Einstiegswein. Was generell für Fronsac gilt: Seit 2015 der Klimawandel immer deutlich spürbar wird, ist die Appellation immer mehr begünstigt. Die Terroirs waren in den früheren kühlen und schwierigen Jahren immer etwas im Nachteil. Jetzt sind sie im Vorteil und Fronsac hat meist auch die schickeren, rotfruchtigeren und feineren Weine zu bieten als das angrenzende Pomerol. Zumindest im Preis-Leistungs-Verhältnis sind die besten Weingüter aus Fronsac von Pomerol überhaupt nicht in den Schatten zu stellen, wie es ja auch bei Castillon und Saint-Émilion der Fall ist. Der Tour du Moulin mit seiner Cuvée aus 80 Prozent Merlot, 12 Prozent Cabernet Franc und acht Prozent Cabernet Sauvignon weist gleich zu Beginn eine ausgeprägte Kirschfrucht auf. Erstaunlicher Weise – und das war auch schon bei Moulin Haut Larouque der Fall – hat man hier eine Dominanz der roten Frucht in der Nase. Rote, süße Kirsche, darunter etwas Orangenabrieb und ein bisschen rote Johannisbeere, Sauerkirsche. Unglaublich fein im Mund. Die Sauerkirsche wandelt sich zu Himbeere mit feinem Salz darunter. Dann kommt die süße rote Kirsche und erst langsam drückt Sauerkirsche mit ein wenig Schwarzkirsche wieder hoch. Dafür, dass der Merlot-Anteil so hoch ist, hätte man deutlich mehr Cassis, Brombeere und Maulbeere erwartet. Aber mit Nichten: Wir sind hier ganz im burgundischen Loire-Teil. Wir sind hier bei großer Feinheit und haben trotzdem einen cremigen, milden, leckeren Mund. Sanfte, samtige, seidige Tannine. Ein totales Leckerli in einer Orgie von süßer roter Frucht und Feinheit. Salz, sandig, kalksteinig. Dieser Wein macht ungemein Spaß, und wenn man weiß, dass dieser Wein En Primeur für den Konsumenten unter 15 Euro kostet, dann muss ich einfach für Fronsac eine Lanze brechen. Natürlich für den Primus Moulin Haut Laroque, der nochmal eine Liga darüber schwebt, aber dieser Tour du Moulin braucht in diesem Preisbereich, in dem er En Primeur angeboten wird, weltweit keinen Wein fürchten. Das ist so eine Orgie in Wollust, in schicker Frucht. Eine Orgie in Lecker. Wie schön! Und ich finde, man darf dieses hedonistische Geschmacksbild durchaus hoch werten. Denn worauf kommt es am Ende an? Dass der Wein einen nicht zum Niederknien zwingt, dass er einen nicht zwingt zu hoffen, dass irgendwann etwas passiert? Es kommt darauf an, dass sich ein Wein wie dieser so offen zeigt, so viel präsentiert und man gar nicht aufhören möchte ihn zu trinken, weil er alle Sinne einnimmt. Dabei ist er überhaupt nicht einfach oder simpel, sondern komplex und vielschichtig. Das ist einfach großes Kino für kleines Geld. Herr Dupuch, da bin ich sehr stolz auf sie. Da haben Sie mit 2018 und 2019 – genau wie der Nachbar Moulin Haut Laroque – zwei ganz Grandiose Weine erschaffen. Ein echter Topwert, ein hedonistischer Traumwein. 94-95/100