Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru 2024

Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru 2024

Holzkiste

Zum Winzer

96–97+
100
2
Merlot 80%, Cabernet Franc 20%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2050
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 96–97+/100
Weinwisser: 95–96/100
Vinum: 95/100
Galloni: 94–96/100
Lisa Perrotti Brown: 94–96/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru 2024

96–97+
/100

Lobenberg: 80 Prozent Merlot, 20 Prozent Cabernet Franc. 14,5% Vol. Alkohol. Dunkles Rubinrot bis Schwarz. Hochintensive, sehr reiche Lakritznase. Fast fett. Satte Schwarzkirsche, Maulbeere und Brombeere, dazu fettes Cassis und sehr viel Holz. In einem feinen Jahrgang wie 2024 mit einem solch hoher Neuholz-Einsatz ist das schon mal eine Ansage. Auch der Mund ist reich, dicht, fast fett von neuem Holz. Immense Holzmassen… Mit dieser satten Frucht, dem guten Gaumen und der guten Länge mag das dereinst ein überragend guter Wein sein, aber er braucht sicherlich zehn oder mehr Jahre, um das Holz zu verdauen. Fast marmeladig in der Ausprägung, auf Blockbuster getrimmt. Das ist weit entfernt von der Eleganz der feinsten Saint-Émilion um Canon oder Pavie-Macquin. Das ist einfach auf großer Wein gemacht in klassischer Ausprägung. Wenn es dereinst verdaut sein wird, kann dieser mit samtig-reichem, üppigem, opulentem Tannin ausgestattet Wein durchaus mal ganz groß sein. Es ist schwierig zu beurteilen. Man liebt ihn oder hasst ihn. ***. Das Weingut von Francois Mitjavile an der Südkante Saint Emilions liegt in Amphitheater-Form auf purem Kalkstein. Der Wein des Großmeisters der Fruchtexpression und Feinheit. Immer einer der besten Saint-Émilion-Produzenten der letzten Jahrzehnte. Immer einer, der besonders spät liest, er kann mit Terroir umgehen wie kaum ein anderer. Nie gegen das Jahr vinifiziert. 80% Merlot, 20% Cabernet Franc ist das Verhältnis hier auf der Tertre Roteboeuf. Francois Mitjavile ist ein absoluter Verfechter der reifen Frucht. Aber niemals der Überreife. Sein Terroir auf reinem Kalkstein ist so perfekt, dass er, obwohl er erst Mitte Oktober erntet, also viel später als andere Winzer, nie überreife Frucht im Keller hat. Das Ganze kann natürlich nur funktionieren, wenn man mit dem Laub gut arbeiten kann und da ist Mitjavile der Großmeister, um die Photosynthese immer auf Volldampf zu halten. Hier auf Tertre Roteboeuf entsteht im Grunde das, was der Charakter des Jahrgangs von Bordeaux ist. Man pflegt hier einen Stil wie zu Zeiten der französischen Kaiser. Üppig, reichlich, großzügig und trotzdem frisch. Francois lehnt die jungen, wilden Winzer ab, die versuchen, dramatisch früh zu ernten und nicht den typischen Bordeaux-Stil vinifizieren möchten, sondern eher Burgund oder Loire im Hinterkopf haben. Das ist zwar auch großartig, aber nach Meinung von Francois entspricht das nicht dem, was Bordeaux ausmacht. Francois nimmt auch jedes Jahr neue Barriquefässer von Radox. Die Fässer werden sehr heiß und lange getoastet, obwohl man bei Francois nie frisches Holz schmeckt. Sinn der Sache ist, das Holz von innen bis zu drei Millimeter Tiefe zu durchdringen, um die grünen Elemente der Eiche zu eliminieren. Das geht nur, wenn man heißer und länger toastet. Das Ungewöhnlichste ist, dass das neue Holz bei Francois nie spürbar ist. Das liegt an der hohen Intensität und Reife, die hier ins Fass gebracht wird. Dass alle Weine hier spontan vergoren werden, ist natürlich klar. Die Vergärung geschieht im Zementtank. Francois entrappt immer zu 100 Prozent. Gerade in Jahren der Hitze und Trockenheit kommen die Stärken von Francois besonders zum Tragen. Kaum einer versteht es, so frische, feine und gleichzeitig mediterrane Weine zu erzeugen. Francois Mitjavile – der Künstler aller Weinmacher, der den oxidativen Ausbau liebt. Einer der besten Erklärer des Jahrgangs. Hier wird permanent zusammen fermentiert. Wenn die Merlot schon am gären ist, wird die Cabernet häufig einfach dazugeworfen. Auch der Ausbau geschieht somit nicht getrennt. Nach der Gärung ist der Blend schon fertig. Es gibt auch keinen Zweitwein, nur diesen einen Wein.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

95–96
/100

Weinwisser über: Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru

-- Weinwisser: Betörendes würzig-fruchtiges Parfüm, reife Brombeere vermischt sich mit gerösteter Haselnuss, dahinter Waldhimbeere, berauschender Irisduft und Lakritze. Am komplexen, tiefgründigen Gaumen seidige Textur, engmaschiges Tanningerüst, balancierte Rasse und trainierter Körper. Im konzentrierten, aromatischen, energiegeladenen Finale Baumnuss, edle Cassiswürze und erhabene Adstringenz.

95
/100

Vinum über: Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru

-- Vinum: Stark vom Ausbau geprägt, das Holz zur Zeit im Vordergrund, rote und dunkle Beeren, Veilchenaromen; Massen an süsser Frucht am Gaumen, ungemein kraftvoll, mit Druck und Körper, auch hier mit merklich Holz, doch dieses ist in Harmonie mit der Opulenz der Frucht, sehr hochwertige Gerbstoffe, stets präsent, nie dominant; ausgezeichnete Länge, viel Würze und reiffruchtige Rückaromen. vvWine & Vinum

94–96
/100

Galloni über: Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru

-- Galloni: The 2024 Tertre Rôteboeuf is a classic wine from Francois Mitjaville. Texturally, Tertre-Rôteboeuf is unlike any wine in Bordeaux, especially in its mid-palate creaminess. Sweet floral and spice notes meld into macerated cherry, kirsch, blood orange, menthol and sweet French oak. In 2024, Tertre-Rôteboeuf is perhaps a touch lighter than other years, but it largely makes up for that with its persistence and a saline-infused finish laced with high-toned red fruit notes. As always, Tertre-Rôteboeuf is the last site Mitjaville picks. All of this fruit was brought in during the first days of October. Tertre Rôteboeuf remains one of the most idiosyncratic wines in Bordeaux. The 2024 is a fine edition.

Verkostungsnotiz
94–96
/100

Lisa Perrotti Brown über: Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru

-- Lisa Perrotti Brown: Deep garnet-purple colored. Needs a little swirling and coaxing to bring out notes of red currant jelly, kirsch, and fresh blackberries, leading to hints of sassafras, underbrush, and cinnamon stick. The medium-bodied palate is dense with ripe black and red berry flavors, supported by fine-grained tannins and seamless freshness, finishing long and opulent. Nice!

19+
/20

Gerstl über: Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru

-- Gerstl: Man kann fast nicht glauben dass dieser Tertre Rôteboeuf vom gleichen Jahrgang ist. Dies Opulenz und Kraft im Bouquet sind einfach unglaublich. Begleitet von einer zarten Reduktion strahlt geballte schware Kirschfrucht, Brombeere, Cassis und Holunder aus. Der Holzeinfluss ist zwar nobel aber sehr präsent. Herrliche noble würzige Kräuteraromen. Der Gaumen wird einmal mehr geflutet von einem opulenten Schwall aus schwarzer reifer Frucht begleitet und einer delikaten Extraktsüsse. Die Tanninstruktur ist omnipräsent aber ultrafein und cremig was dem Wein einen sehr noblen und Trinkfluss gibt. Die Länge ist kaum zu übertreffen und im Finale präsentieren sich würzige Noten und edle Röstaromen nach Kaffee und Schokolade. (pb)

Mein Winzer

Tertre Roteboeuf

Francois Mitjavile, Besitzer, Weinmacher, Önologe und Weinbergsarbeiter in Personalunion, ist eine lebende Legende. Der Mann ist weltoffen und redegewandt, dennoch in seiner selbstgewählten ausschließlichen Fixierung auf seine Weingüter und auf die Merlottraube fast etwas schrullig und skuril, er...

Chateau Tertre Roteboeuf Grand Cru 2024