Lobenberg: Das Chateau liegt direkt westlich von Ormes de Pez, Lilian Ladouys und Calon Segur. Ton-Kalkstein-Terroir. Cabernet und Merlot ungefähr gleich, 40 Jahre alte Reben. Handlese, komplett entrappt, vergorenb im Zement und Ausbau im Barrique, nur 20% neues Holz. Dunkle Beerenfrucht mit Nutella, Kakao und Schoko. Reife Zwetschge und dunkle Erde, etwas Moschus, leichte Exotik und Süße, Caramelle, ein Hauch Vanille. Vibrierend schon in der Nase, archetypisch Saint Estephe mit viel Gewürzen. Provence bis Cardamom bis Zimt und Wacholder. Sehr verführerisch, fast erotisch und unglaublich viel Charme. Zedernholz im Mund, rauchig, Brombeere und konzentrierte Johannisbeere, tolle rotfruchtige Frische mit Zitrus-Touch, man kann sich kaum vorstellen, dass ein so typischer Vertreter aus einem der allerbesten Jahre so unglaublich wenig Geld kostet. Die Tannine des 2020ers sind dazu feiner und seidiger noch als 2016, was für einen komplexen Ausgleich der satten Frucht und würzigen Fülle sorgt. Lecker, frisch, und verblüffend in seiner Intensität. 2016 stand im optimalen Trinkfenster, 2020 fängt gerade erst an richtig Freude zu machen und kann sonst gern auch noch 5 Jahre im Keller warten. 94+/100
In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Am linken Ufer fielen dann Mitte August circa 80 Millimeter Regen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure.