Lobenberg: Dieses Vorreiterweingut Castillons wurde 1994 von Stéphane Asseo gegründet. Stéphane hat Castillon mit diesem legendären Robin auf die Weltkarte des Weins gebracht. 2005 ist der Weinmacher dann in die USA ausgewandert und hat in Passo Robles das Weingut L´Aventure aufgebaut, das inzwischen hochdekoriert und hochbewertet ist. Das 12 Hektar Weingut Robin geriet in Vergessenheit und wurde erst vor Kurzem wieder in die Weltelite gehievt, als ein Zweig der Familie Thienpont (Vieux Château Certan, Le Pin, Puygueraud…) dieses Weingut erworben hat. Jan und Florian Thienpont widmen neben ihrer Tätigkeit als Négociants alle Aufmerksamkeit diesem Kleinod. In der Zwischenzeit sind natürlich Nachahmer wie Château d’Aiguilhe, Clos Puy Arnaud, Domaine de L´A und einige andere, inzwischen hochdekorierte Castillon-Weingüter, an Robin vorbeigezogen. Das wird sich sicherlich wieder ändern. Robin verfügt über 75 Prozent Merlot und 25 Prozent Cabernet Franc. Ein wenig Malbec wurde angepflanzt, ist aber noch nicht im Ertrag. Die aktuelle Dichtpflanzung bringt winzige Erträge von circa 15 Hektoliter pro Hektar. Das Château ist ein Amphitheater auf dem Plateau von Castillon. Der Nachbar ist der Biodynamiker Clos Puy Arnaud. Robin liegt auf reinem Kalkstein mit einer leichten Sand-, Kies- und Lehmauflage. Alle Trauben werden per Hand gelesen, die spontane Gärung geschieht in kleinen offenen Holzgärständern und in temperaturregulierten Betongärständern. Pump over, keine harte Extraktion. Die malolaktische Gärung und der zwölfmonatige Ausbau finden im Barrique statt, davon nur ein kleiner Anteil im neuen Holz. Drei große Jahre für Château Robin hintereinander. In 2020 mit einer feinen, duftigen, schicken Nase. Rote Frucht, Himbeere, Erdbeere und süße rote Kirsche. Duftig, aber nicht fett, sondern schon in der Nase fein und spielerisch. Im Mund durchaus Grip zeigend. Intensive rote und schwarze Beerenfrucht. Fast explosiv in der Frische. Fleischige Mitte, viel rote Frucht, rote Johannisbeere, rote Kirsche, Schattenmorelle, aber auch Schwarzkirsche. Mineralische Länge, viel Druck hintenraus. Harmonischer Wein mit einer für Castillon grandiosen Frische. Viel Stein und eine leicht salzige Mineralität. Das ist kein Blockbuster, sondern eher ein feinsinniger, geschliffener, polierter, tänzelnder Castillon. Der Wein braucht ein paar Jahre Zeit. Es ist jetzt kein schnellreifendes Schoko-Sahnetörtchen, sondern eher ein spielerisch leichter, klassischer Castillon, durchaus mit Grip, Mineralität und Länge. Ein Wein mit Anspruch, aber dennoch ein Top-Einstieg in Castillon. Etwas anders in der Stilistik als der extrem polierte, schicke und pikante 2019er. 2020 ist etwas klassischer, etwas maskuliner und zugleich hochelegant, aber nicht hinter 2019 zurückbleibend für meinen Geschmack. Langlebig und fast groß! 94+/100