Lobenberg: Auf Phelan Segur hat man nun die letzten zehn Jahre so unglaublich viel in die Weinberge investiert, Michel Rolland als Consultant hinzugenommen und immer weiter investiv auch im Keller gearbeitet, dazu eine neue Regisseurin, Véronique Dausse, verpflichtet. Es geht von Jahr zu Jahr weiter bergauf. Phelan Segur steht in St Estephe allerdings immer noch hinter den Superstars Cos, Montrose, Calon Segur und Lafon Rochet, so dass sie sich irgendwo im Bereich Platz 5 einsortieren müssen, was trotzdem nichts Schlimmes ist, denn Phelan Segur macht inzwischen fast große Weine. Nach den Regenfällen der dritten Woche im September hat das Weingut die letzte Septemberwoche abgewartet. Perfektes, sonniges Wetter, kühl, alles war trocken und die Ernte fand erst Ende September statt. Dann hat man noch mal die Regenfälle Anfang Oktober zugewartet, um dann bis zum 10. Oktober die Cabernet auch wieder abgetrocknet nach den Regenfällen einzubringen. Der 15er kommt immens dicht, würzig und schwarzfruchtig daher. Wie ein dichter schwarzer Teppich, der in die Nase fließt. Der Mund ist schwarz, dicht, erdig, würzig, viel schwarze Kirsche, Maulbeere, Brombeere, üppige fleischige Mitte mit schöner Länge. Vielleicht fehlt ihm ein bisschen rassige Frische und er ist vielleicht insgesamt etwas zu rund und zu gefällig, im positiven Sinne zu dicht und lecker. Es fehlt der letzte Kick um ihn ganz groß zu machen, vielleicht einfach ein wenig spät gelesen. Das macht ihn sehr reif und nimmt ihm vielleicht ein wenig die letzte Frische. Beim zweiten und dritten Tasting zeigt sich, dass Phelan Segur 2015, vor allen Dingen im direkten Vergleich mit 2014 getrunken, eine deutlich höhere innere Spannung hat. Sehr fokussiert, sehr mittig, sehr mineralisch, deutlich mehr ein Powerwein als der feinere 14er und trotzdem elegant mit feinem Tannin. 2015 zeigt sich im Nachhinein doch überlegen und dennoch kann er nicht ganz an Lafon Rochet heran, der sicherlich der legitime Verfolger des Superstars Montrose ist. In 2015 liegt er hinter den genialen Konkurrenten, aber im langjährigen Mittel ist er einer der großen Phelan Segurs. 94-95+/100