Lobenberg: Moulin Haut Laroque liegt auf der Kuppe in Fronsac, in Saillans, dem Ort, in dem alle Stars liegen. Weißer und teilweise auch blauer Lehm sowie Magnesium über purem Kalkstein. Hervorragendes Terroir. Der direkte Nachbar ist das Chateau Tour du Moulin eines sehr bekannten Önologen und Consultants. Kleiner, aber auch sehr gut. Hier oben entstehen mit die besten Fronsac. Es gibt hier so gut wie keine Probleme mit der Trockenheit. Die Wasserversorgung auf reinem Lehm auf Kalkstein funktioniert erstklassig. Die Rebsortenzusammensetzung ist 2016 68% Merlot, 19% Cabernet Franc, 8% Cabernet Sauvignon und der Rest ist 5% Malbec. Die Ernte war in diesem Jahr erst vom 03. Oktober bis zum 13. Oktober, also etwas später, aber in voller Reife. 2016 waren die Erntebedingungen archetypisch gut. So gut wie noch nie, weil es einfach einen langen Sommer gab. In den Weinbergen von Moulin Haut Laroque wird biologisch gearbeitet ohne zu zertifizieren. Die Fermentation erfolgt als Spontanvergärung im Stahl, dann kommt der Wein zur Malo komplett ins Barrique. Ein Drittel neues, zwei Drittel einjähriges Holz. In diesen Fässern verbleibt der Wein ohne Bâtonnage bis zur Abfüllung nach 18 Monaten. Moulin Haut Laroque arbeitet nicht nur absolut organisch-biologisch, sondern ist extrem sorgfältig in der Ertragsreduktion. Überwiegend natürlich durch alte Reben und Engpflanzung. In 2015 sowie 2016 wurden die zu dicht gepackten Trauben ebenfalls herausgeschnitten. Das Laub um die Trauben herum wurde in der letzten Zeit vor der Ernte entfernt um den immer sehr starken und trockenen Wind in Fronsac zuzulassen. Das Ganze führt zu einer so starken Konzentration der Beeren, dass der Ertrag ungewollt, aber in der inneren Spannung des Weines überzeugend, auf klar unter 30 Hektoliter pro Hektar fällt. Bei der Dichtpflanzung ist das klar unter 500 Gramm je Weinstock. Ein schon ziemlich extremer Wert. Auch 2016 gab es sehr kühle Nächte und warme Tage. Diese Konzentration kommt zusätzlich hinzu und gibt tolle Frische. Der Alkoholgrad liegt um die 14%, was aber bei der Frische und dieser hohen Säure in 2016 völlig harmonisch ist. Der Wein schmeckt eher fein und zart. Die Nase wird trotz ihres nur kleinen Anteils von der Cabernet Franc dominiert. Auch ein wenig Johannisbeere von der Cabernet Sauvignon, aber die leicht gekochte, breiige Himbeere ist die klare Dominante. Dazu süße rote Kirsche, ein Hauch von Sauerkirsche und Schlehe darunter. Feine Milchschokolade. Sehr aromatische Nase. Extrem dicht, extrem aromatisch, ätherisch. Was für ein Duft! Bitte ein großes Burgunderglas nehmen. Riechen reicht völlig. Ich habe über 2015, den ich kurz zuvor nochmals probiert habe, gesagt, das sei ein Meilenstein. Was soll ich jetzt in 2016 sagen? Der Mund ist ungeheuer frisch. Schlehe und Sauerkirsche vor der Himbeere. Eine wunderschöne Säure. So verspielt und trotzdem eine immense, eine verblüffende aromatische Dichte und Intensität. Große Tanninmengen, aber alles ist butterweich. Nichts schmerzt, nichts ist zu viel. Und dann ein zweiminütiges, aromatisches Spektakel mit Himbeere, Schlehe, Sauerkirsche, aber auch ein bisschen Brombeere. Das Ganze zart bleibend, total verspielt und irgendwo im Unendlichen endend. Dieser Fronsac 2016 würde in den 80er Jahren einem Premier Cru zur absoluten Ehre gereicht haben. Das ist so unglaublich fein. Es liegt irgendwo zwischen Pomerol und Saint Emilion. Das schwingt und bewegt. Es ist delikat. Ja der Wein ist sexy, erotisch und gleichzeitig total berührend. Am zweiten Tag meiner Verkostungstour gleich ein so traumhafter Wein. Und nachdem ich Chateau La Rose Figeac in Pomerol und Chateau Fonroque zuvor probiert habe, ist das ein würdiges Finale. Er muss sich dem Clos Louie in Castillon ganz sicherlich beugen, der nochmals eine andere Dimension in Finesse darstellt. Aber er gehört zu den traumhaften Weinen des Jahrgangs. Der Wein wird jung ein Vergnügen sein, aber wie die Rückverkostung aus 1989 und 1990 ergab, wird dieser doch deutlich bessere Wein problemlos über Jahrzehnte altern können. Man servierte uns zum Dinner grandios frische und pikante Weine von 1937 und 1900. Genial, das wird 2016 dereinst auch können, viel bessere reifste Weine habe ich in meinem Leben noch nicht getrunken. Wirklich superber Stoff 2016. Darf man Fronsac mehr geben als...? 96+/100