Lobenberg: Lilian Ladouys hat sich in den letzten 10 Jahren unglaublich gemausert und ist heute durchaus direkter Verfolger von Meyney und Le Boscq, die wiederum kurz hinter Phélan Ségur und unterhalb von Montrose, Cos und Calon Ségur laufen. In Saint-Estèphe hat es eine unglaubliche Entwicklung gegeben. Manch alteingesessene Namen müssen sich der Qualität eines Lilian Ladouys, mehr noch der Qualität von Meyney und Le Boscq, wirklich erwehren und kommen manchmal durchaus ins Hintertreffen. Lilian Ladouys ist also auf dem Weg an die Spitze. Das Weingut ist seit 2008 im Besitz von François und Jacky Lorenzetti. Mehr als 90 Prozent einzelner Parzellen erstrecken sich über insgesamt 45 Hektar in der gesamten Appellation Saint-Estèphe. Also ein großes Weingut. Die Reben stehen auf Kiesinseln und Sand, dem vorherrschenden Terroir des nördlichen Médoc. Einzelne Plots stehen aber auch auf Ton über Kalkstein, was in Saint-Estèphe auch sehr verbreitet ist. Lilian Ladouys braucht warmes und trockenes Wetter, wie viele der inzwischen zu Superstars heranreifenden Weingüter des nördlichen Bereichs. Das gilt für die Nachbarn um Saint-Estèphe wie Charmail, Clos Manou, Doyac und Carmenere. Alle diese heutigen Superstars hatten früher zu kühle und feuchte Terroirs. In den Jahren ab 2009 und seit dem großen Klimawandel bewirtschaften diese Weingüter aber wahrscheinlich sogar die bevorzugtesten und besten Terroirs der gesamten Médoc-Halbinsel. Auch deshalb ist Saint-Estèphe in den letzten Jahren so unglaublich gut geworden. Das betrifft nicht nur die kleinen Weingüter. In 2020 ist Lilian Ladouys ein ganz klassischer Bordeaux. Etwas Cassis und Schwarzkirsche, Brombeere und rote Johannisbeere in der Nase. Sehr würzig, dunkel, leichte Lakritznoten. Aber nicht überreif, sondern eher elegant. Die Stilistik von 2016. Im Mund Cassis, rote Johannisbeere, geniale Frische. Ein Hauch von Brombeere und Schattenmorelle. Sehr verspielt und sehr Saint-Estèphe. Der Wein macht Freude! Er hat keinerlei Überreife. Sehr schöne salzige Länge, leichte Lakritzspur und etwas Minze. Alles passt, so soll Saint-Estèphe sein. 94-95+/100