Lobenberg: Auf diesem Weingut werden keine Traktoren eingesetzt. Alles wird mit dem Pferd gepflügt. Dominique Leandre-Chevalier hat hier in der Cotes de Blaye ein extrem biologisch bearbeitetes, aber nicht zertifiziertes Weingut. Dichtpflanzung von mindestens 10.000, aber auch bis zu 33.000 Stöcken pro Hektar. Aber nicht nur die Dichtpflanzung, sondern auch sehr dicht am Boden und am Stock befindliche Trauben. Nur 5-6 Trauben und maximal 400 Gramm pro Weinstock, bei den 33333 Stöcken nur 3 Trauben mit 200 Gramm. Dieser extrem geringe Ertrag pro Weinstock bringt natürlich diese unglaubliche Dichte, aber keine Wucht sondern Feinheit. Das Ganze geschieht auf natürliche Weise. Dominique muss keine grüne Lese durchführen und keine Trauben durchschneiden o.ä. Prozeduren. Das ist Ertragsbeschränkung auf ganz natürliche, biologische Art. Die Rebsorten setzten sich wie in 2015 aus 48% Merlot, 48% Cabernet Sauvignon sowie 4% Petit Verdot zusammen. Die Cuvée Joyau, der Hauptwein von Dominique, war in 2015 einer der absoluten Überflieger in seiner unglaublich leichten, berauschenden Art. 2016 kommt zwar auch mit einigem an Feinheit, aber auch mit deutlich mehr Dichte daher. Die 4% Petit Verdot kommt 2016 deutlich heraus. Das Ganze hat durchaus sehr viele schwarze, dichte Aromen. Ein samtig dichter Tannin-Teppich, der aber erhaben und fein schwebt. Der leicht und elegant in der Nase ist. Das Ganze mit schwarzer Kirsche, nicht sehr süßer Cassis, sowie Maulbeere und Holunder unterlegt. Auch Flieder und Veilchen. Wunderbarer Duft, aber sehr versammelt, fein, spielerisch bleibend. Der Mund ist ungeheuer pikant. Schwarzkirsche, Cassis, aber auch Maulbeere, Holunder, sowie schwarze, verbrannte Elemente von der Petit Verdot. Ein wie auch schon 2015 ungeheuer präsenter, aber leichtfüßiger, spielerischer Tannin-Teppich. Hohe Dichte und extrem pikante Säure. Nie spitz, total verspielt, sehr harmonisch. Schon fast trinkbar und doch in seiner Dichte und säurebeladenen, super samtenen Tannin-Pikanz im Unendlichen endend. Das macht schon als Jungwein ungeheure Freude. Die Schwierigkeit liegt hier darin, dass es einer der ersten Weine des Jahres ist, die ich probiere, und er ist so berauschend und überzeugend. Wo fang ich an mit meinen Benotungen und wo höre ich auf? Ich persönlich setze ihn sogar noch über den 2015er, obwohl dieser etwas mehr Feinheit und Verspieltheit besaß. Aber dieser 2016er ist so eindrucksvoll, dabei so dicht in all seiner Feinheit. Ich bewerte ihn gleich wie den 2015er, nur das er einen anderen, einen präziseren Charakter hat. 97+/100