Lobenberg: Michel Tesseron, als Zwillingsbruder des Besitzers von Château Pontet Canet, Alfred Tesseron, ist nun ebenfalls in Konversion zur Biodynamie. Die Schwester Melanie des auf Lafon nun federführenden Sohns Jerome Tesseron führt inzwischen das Weingut Pontet Canet. Beide Weingüter stammen ursprünglich aus dem Besitz des Vaters Guy Tesseron, er kaufte Pontet von der berühmten Händlerfamilie Cruse. Berater von Lafon Rochet ist der Berater-Superstar des Medoc, Jacques Boissenot. In den letzten Jahren wurde hier nach dem Vorbild Pontet Canets sehr starker Aufwand im Weinberg betrieben, Dichtpflanzung, Selection Massale für neue Pflanzen, Bodenbearbeitung und Begrünung. Riesen Investitionen eben in die Verbesserung des Weinbergs, neben der Dichtpflanzung nun extreme Ertragsreduktion und bessere Laubarbeit. Jetzt wird der Wein auch in Holz vergoren, natürlich spontan. Aber diese Umstellung zur Bio-Vinifikation und der Generationswechsel auf diesem Weingut haben dazu geführt, dass Lafon-Rochet inzwischen die Position als Nummer 4 einnimmt, noch vor Phelan Segur, im Wettstreit mit Calon Segur um die Position 3 hinter Montrose und Cos d‘Estournel. Enorm dichte, schwarze, würzige Nase, Cabernet-orientiert, also viel süßes feines Cassis, aber auch satte Lakritze und Veilchen, erst darunter ist ganz langsam Brombeere, Maulbeere und ein guter Touch von schwarzer Kirsche erkennbar. Der befürchtete Extrakt-Ansturm im Mund blieb aus, hier wurde in den letzten Jahren auch im Keller viel dazu gelernt. Es geht ultrafein weiter. Jetzt kommen im Mund Cassis, Brombeere und noch mehr schwarze Kirsche. Sehr fein und trotzdem schöne Fleischigkeit, feine Lakritze, Lorbeer, schwarze Olive. Das Ganze ist aber immer köstlich und fein. Ein Saint Estèphe, der sich probiert wie ein etwas massiverer St Emilion mit seiner schönen fleischigen Fülle. Das ist wirklich gelungener Stoff und man muss der Familie Tesseron attestieren, dass sie mit der Entscheidung, die Lese nach dem großen Regen im September weit hinaus zu zögern und sie in vielen Schritten durchzuführen, genau richtig lag. Ähnlich wie der nördlichere Nachbar Clos Manou wurde hier so detailversessen im Weinberg gearbeitet, dass ein wirklich großes Jahr dabei herausgekommen ist. Ich habe Lafon-Rochet noch nie so gut probiert, dabei hatte ich so viel Misstrauen wegen der nördlichen Lage und des Regens. Das Einzige, was man dem Wein vielleicht vorwerfen kann, ist, dass er so ungeheuer fein und lecker ist, dass der Nachhall und die Mineralität nicht so massiv daherkommt wie sonst von Lafon gewohnt. Die Harmonie überstrahlt alles. Ein Vorwurf, der eigentlich ein Lob ist. Das ist für ein Saint Estèphe sensationell. Das ist die noch feinere Version eines in diesem Jahr sehr massiven Château Meyney und eines Cos d’Estournel, und ich sollte ihn nach langer Pause endlich wieder kaufen, zumal er besser ist als je zuvor und einfach ein großer und feiner Wein. 95-97/100