Lobenberg: Château La Croix ist ein Weingut der Familie Janoueix. Jean Philippe Janoueix ist persönlich verantwortlich für die Weinberge und den Keller. Es ist ein winziges Weingut mitten in Catusseau, direkt neben Beauregard. Seit Ewigkeiten ein Geheimtipp. Schwer zu finden, da der Wein nicht über den Place Bordeaux läuft, sondern nur über wenige exklusive Importeure vertrieben wird. Das ist das klassische Old Fashion Weingut in Sachen Vinifikation. Aber das basiert natürlich auf dem Terroir. Früher wurden Sandböden in Pomerol verpönt, gerade in den 70ern und 80ern. In feuchten und zu kühlen Jahrgängen blieben die Weine von den Sandböden zu leicht und meist auch etwas grün. Erst im Lauf des Klimawandels stellte sich heraus, dass diese Böden hervorragend geeignet sind und sowohl grandiose Finesse hervorbringen als auch die Wärme und die Reichhaltigkeit der Jahrgänge. Die Weine von diesen Böden, wie jene von La Croix, dem Nachbar Beauregard, Château Mazeyres oder sogar Le Pin, ein in Steinwurfentfernung liegender Nachbar, bringen eine wahnsinnige Verspieltheit. Sie brauchen aber warme Jahrgänge. Seit 2015 gehören die Domaines von diesen Böden immer mehr zum Allerbesten der Appellation. Sandböden auf Kalkstein, so gut wie kein Lehm, nur etwas, aber kein schwerer Lehm. Der Wein wird klassisch im Zement spontan vergoren. Nach der Gärung bleibt der Wein noch drei Wochen auf den Schalen. Der Ausbau geschieht nur zum Teil in neuem Holz, seit 2015 überwiegend in Stockinger Holzfässern von 1500 bis 2500 Litern, um weiter vom Holzeinfluss wegzugehen. Nur ganz vorsichtiges Pumpover während der Vergärung. Ab 2017 trat der neue Önologe in das Weingut ein, der zuvor auf Clinet sieben Jahre lang verantwortlich war. Ein ausgewiesener Großmeister der Finesse, was natürlich für La Croix perfekt passt. Das Weingut wird immer noch von den Eltern von Jean Philippe bewohnt. Sie nehmen auch nach wie vor Einfluss auf die Vinifikation. La Croix ist ein fast reinsortiger Merlot, der allerdings teilweise bis zu fünf Prozent Malbec dabeihat. Der 2020er ist für La Croix fast ungewöhnlich reichhaltig in der Nase, aromatisch dicht. Intensive süße rote Frucht. Rote Kirsche, dahinter etwas schwarze Kirsche. Viel Schub, feine Holzaromatik, obwohl der Neuholz-Einsatz sehr gering ist bei La Croix. Aber grandioser Schub und eine wunderbar süße, delikate und doch reiche Aromatik. Schöne fleischige Mitte im Mund, auch hier wieder viel Schub. Satte süße rote Frucht. Ein dichter Mittelbau aus dunkler Milchschokolade. Helle Lakritze, Veilchen und Rosenblätter. Der Wein hat Druck und Schub und ist trotzen – das klingt wie ein Widerspruch – federleicht und elegant. Trotzdem mit seinem Fleisch und seinem Schub beeindruckend. Ein hocheleganter Pomerol, ohne dass er mit seinem Druck jemals wehtun würde. Einfach nur feinste seidige, samtige Tannine. Ein großer, delikater, köstlicher Pomerol, ohne den Anspruch zu erheben, mit den Powerweinen der Appellation konkurrieren zu wollen. Er kommt eindeutig über die elegante, rotfruchtige, schicke Seite. La Croix ist das in der roten Frucht was Clos de la Vieille Eglise in der schwarzen Frucht ist. Zwei Weingüter, die beide weniger Publicity kriegen wie die großen Superstars Trotanoy, VCC und Le Pin. Trotzdem stellen sie eine unendliche Köstlichkeit dar. La Croix ist 2020 nicht ganz so aufregend wie 2019, weil das Spannungsfeld größer war. Aber er ist mindestens genauso fein und verspielt. Köstlich und delikat. Ein wunderschöner Wein. Völlig unanstrengend und sehr hedonistisch. 98-100/100