Lobenberg: 60 Prozent Merlot, 33 Prozent Cabernet Sauvignon und sieben Prozent Malbec. Der pH-Wert liegt bei 3,65, der Alkoholgehalt bei 13,0 Volumenprozent. 2021 hat eine wuchtige, schwarzbeerige Nase. Intensive Schwarzkirsche, sehr viel Holunder dahinter, ziemlich druckvoll. Dieser Nachbar von Clos Manou kann seine Herkunft nicht verbergen. Wir haben hier dieses typische Schwarzfruchtige und Würzige aus dem nördlichen Médoc, aus Saint-Estèphe. Aber dieser Wein hat allgemein richtig Kraft und Fülle. Etwas rustikaler Mund, aber sehr viel Grip. Die Mitte ist nicht zu fleischig, der Wein bleibt eher schlank und elegant, aber er hat einen langen dunkelbeerigen und salzigen Nachhall. Ein sehr guter Médoc, wenngleich ihm für die Größe der vergangenen beiden Jahrgänge einfach ein kleiner Hauch der fleischigen Mitte fehlt. Sehr eleganter, saftiger Fluss mit leicht bitterem Nachhall. Ein sehr gut gemachter Haut-Médoc, sicherlich mit dem Nachbarn Carmenere in der ersten Reihe stehend in diesem Jahrgang, nur 2021 beide klar hinter Clos Manou hier oben ganz im Norden. Dennoch ein sehr schöner, relativ kraftvoller Médoc. 93-94+/100Haut-Maurac liegt ganz im Norden des linken Ufers und in direkter Nachbarschaft zum Überflieger des Médoc und Haut-Médoc, Château Clos Manou. Seit 2015 profitiert das nördliche Médoc extrem vom Klimawandel. Früher war dieser Teil des linken Ufers, inklusive der nördlichen Appellation Saint Estèphe, immer etwas benachteiligt. Feuchte und kühle Jahre funktionieren auf diesen Böden nicht ideal. Aber der Wandel zum Mediterranen, speziell seit 2015, führt dazu, dass einige der Weingüter dieses Gebiets heute im Grunde klassifiziert gehörten, weil sie großartige Weine hervorbringen. Weingüter wie Clos Manou würden sicherlich sogar in der Phalanx der viert- und drittklassifizierten Château mitspielen. So sehr überwieg die dramatisch gute Weinbergsarbeit gegenüber dem früheren Nachteil der Terroirs, der sich heute zum Vorteil gewandelt hat. Auch in Jahren der Trockenheit hat man hier durch die Lehmschicht unter dem Kies keine Probleme mit Trockenstress. Haut-Maurac gehört Olivier Decelle, dem auch Château Jean Faure in Saint-Émilion gehört. Der Großteil der 24 Hektar umfassenden Weinberge liegt an den Hängen von Mazailes, mit Blick auf die Gironde. Der nächste Ort ist Saint-Yzans. Das Terroir ist hier geprägt von Kies mit etwas Sand, nur wenig Lehm. Es ist derselbe Boden wie auf Clos Manou. Wie ich schon sagte, sind diese Böden seit dem deutlich spürbareren Klimawandel deutlich im Vorteil, früher waren sie etwas zu kühl und zu feucht. Die Reben sind inzwischen im Durchschnitt 35 Jahre alt, mit 6.200 Stöcken pro Hektar relativ dicht gepflanzt. 60 Prozent Merlot, 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Man findet hier die einfache Guyot-Erziehung bei den jungen Nachpflanzungen. Ansonsten teilweise auch doppelter Guyot und Einzelstockerziehung bei den alten Reben. Das Weingut befindet sich in Konversion zu Bio, mehrere Plots sind bereits umgestellt. Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis alles umgestellt ist. Bereits jetzt ist das Weingut zertifiziert nach ISO-1400, umweltschonendes Farming. Die Ernte und die Vinifikation erfolgen Plot für Plot. Alle Trauben werden nach der Ernte auf einem Sortierband im Weingut nochmals nachselektioniert. Der Wein wird im Beton spontan vergoren. Der Ausbau erfolgt im Beton und im Barrique. Es werden ungefähr 100.000 Flaschen erzeugt. Haut-Maurac hat sich in den letzten fünf bis sechs Jahren nochmals verbessert und ist inzwischen direkter Verfolger der beiden nördlichen Superstars Clos Manou und Château Carmenere. Vielleicht knapp hinter Château Doyac, aber mit Charmail und Du Retout in der direkten Verfolgergruppe der besten Weine des Médoc und des Haut-Médoc überhaupt. Sociando Mallet und La Lagune, die ehemaligen Superstars, wie auch Camensac und andere Arrivierte, haben sich einfach in den letzten Jahren nicht weiterentwickeln können – oder weiterentwickeln wollen. Die kleinen besitzergeführten Weingüter sind einfach im Vorteil. Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.