Lobenberg: 2021 hat eine wuchtige, schwarzbeerige Nase. Intensive Schwarzkirsche, sehr viel Holunder dahinter, ziemlich druckvoll. Dieser Nachbar von Clos Manou kann seine Herkunft nicht verbergen. Wir haben hier dieses typische Schwarzfruchtige und Würzige aus dem nördlichen Médoc, aus Saint-Estèphe. Aber dieser Wein hat allgemein richtig Kraft und Fülle. Etwas rustikaler Mund, aber sehr viel Grip. Die Mitte ist nicht zu fleischig, der Wein bleibt eher schlank und elegant, aber er hat einen langen dunkelbeerigen und salzigen Nachhall. Ein sehr guter Médoc, wenngleich ihm für die Größe der vergangenen beiden Jahrgänge einfach ein kleiner Hauch der fleischigen Mitte fehlt. Sehr eleganter, saftiger Fluss mit leicht bitterem Nachhall. Ein sehr gut gemachter Haut-Médoc, sicherlich mit dem Nachbarn Carmenere in der ersten Reihe stehend in diesem Jahrgang, nur 2021 beide klar hinter Clos Manou hier oben ganz im Norden. Dennoch ein sehr schöner, relativ kraftvoller Médoc. /// Dieses Weingut liegt ganz im Norden des linken Ufers und in direkter Nachbarschaft zum Überflieger des Médoc und Haut-Médoc, Château Clos Manou. Seit 2015 profitiert das nördliche Médoc extrem vom Klimawandel. Früher war dieser Teil des linken Ufers, inklusive des nördlichen Saint Estèphes, immer etwas benachteiligt. Feuchte und kühle Jahre funktionieren auf diesen neben Kies auch sand- und lehmhaltigen Böden nicht ideal. Aber der Wandel zum Mediterranen, speziell seit 2015, führt dazu, dass einige der Weingüter dieses Gebiets heute im Grunde klassifiziert gehörten, weil sie so großartige Weine hervorbringen. Weingüter wie Clos Manou würden sicherlich sogar in der Phalanx der viert- und drittklassifizierten Châteaus mitspielen. So sehr überwiegt die dramatisch gute Weinbergsarbeit gegenüber dem früheren Nachteil der Terroirs, der sich heute in den trockenen mediterranen Jahren zum Vorteil gewandelt hat. Haut-Maurac gehört Olivier Decelle, dem auch Château Jean Faure in Saint-Émilion gehört. Der Großteil der 24 Hektar umfassenden Weinberge liegt an den Hängen von Mazailes, mit Blick auf die Gironde. Der nächste Ort ist Saint-Yzans. Es ist derselbe Boden wie auf Clos Manou. Die Reben auf Haut Maurac sind inzwischen im Durchschnitt 35 Jahre alt, mit 6200 Stöcken pro Hektar relativ dicht gepflanzt. Produziert werden rund 35 Hektoliter pro Hektar, also weit unter einem Kilo pro Stock. 60 Prozent Merlot, 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Man findet hier die einfache Guyot-Erziehung bei den jungen Nachpflanzungen. Ansonsten teilweise auch doppelter Guyot und Einzelstockerziehung bei den alten Reben. Die Ernte und die Vinifikation erfolgen Plot für Plot. Alle Trauben werden nach der Ernte auf einem Sortierband im Weingut nochmals nachselektioniert. Danach erfolgt die Vinifikation im temperaturgesteuerten Stahl, mit nur wenig Pigeage und Remontage. Der Ausbau geschieht zu 60 Prozent in großen Holzfässern und zu 40 Prozent in Barriques, von denen nur ein kleiner Anteil neu ist. Es werden ungefähr 100.000 Flaschen erzeugt. Haut-Maurac hat sich in den letzten fünf bis sechs Jahren nochmals weiterverbessert und ist inzwischen direkter Verfolger der beiden nördlichen Superstars Clos Manou und Château Carmenere. Auch knapp hinter Château Doyac, aber mit Charmail und Du Retout in der direkten Verfolgergruppe der besten Weine des Médoc und des Haut-Médoc überhaupt. Sociando Mallet und La Lagune, die ehemaligen Superstars, wie auch andere arrivierte und klassifizierte Crus, haben sich einfach in den letzten Jahren nicht weiterentwickeln können – oder weiterentwickeln wollen. Die kleinen besitzergeführten Weingüter auf den nun im Klimawandel besseren Terroirs sind einfach im Vorteil.
Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.