Lobenberg: Der Wein besteht zu 90 Prozent aus Merlot und zu 10 Prozent aus Cabernet Franc. Das Weingut verfügt über 18 Hektar und war bis 2015 Bio zertifiziert, hat dann jedoch einige neue Weinberge hinzugenommen, die jetzt in Konversion sind. Die biologische Arbeit erfolgt also in vollem Umfang, aber die Zertifizierung muss noch ein paar Jahre warten. Das Terroir ist Lehm und Kalkstein, Kiesböden und ein Teil reiner Kalkstein. Die Vinifikation erfolgt spontan im Edelstahl, danach der Ausbau komplett im Barrique, ein Drittel neues Holz, der Rest Zweitbelegung. Es werden circa 30.000 Flaschen erzeug, der Ertrag liegt bei 40 Hektolitern pro Hektar, der pH-Wert bei 3,7. Dieses Weingut, auf dem Plateau hinter Tour Saint Christophe gelegen, gehört Monsieur Kwok aus Hongkong. Die Regie führt Jean-Christophe Meyrou, der Önologe ist Jérôme Aguirre. Also das bekannte Team von Tour Saint Christophe, Bellefont-Belcier und anderen Topweingütern des rechten Ufers. Der Alkohol liegt bei 13,95 Volumenprozent, also 14 auf dem Label. In der Nase ist die Merlot die Dominante. In 2019 so unendlich fein. Satte Schwarzkirsche mit Mango und Orangenabrieb. Je länger ich in die Weine von Monsieur Kwok und von diesem Team rund um JC Meyrou und J. Aguirre hineinrieche, desto verblüffter und erstaunter bin ich. Wie kann es sein, dass so ein Team einfach nur Finesse in die Flasche bringt? Ja klar haben ihnen Jahrgänge 2018 und 2019 in die Karten gespielt. 2019 sogar noch mehr, mit dieser größeren Frische aus den kühlen Nächten der späten Lese. Aber das sind ja alles seidigste Ergüsse ultrafeiner Frucht. Und alles kommt wie in Pralinen verpackt, mit einer so intensiven, charmanten Geschmacksexplosion. Zuvor habe ich die Pomerols von diesem Team probiert und jetzt haben wir den ersten Saint-Émilion im Glas. Hier haben wir ein bisschen mehr schwarzfruchtige Ecken und Kanten, etwas naskulinere Struktur, aber es bleibt so ultrazart. Die Lakritze wird etwas deutlicher, die Schwarzkirsche etwas tiefer und der Mund bekommt einfach etwas mehr Kraft. Das ist jetzt richtig Saint-Émilion. Aber auch hier bleiben wir auf dieser Schwarzkirsche und der schwarzen Pflaume. Sanfte Brombeere, Lakritze und dunkle Pralinen. Im Finale etwas Schlehe, etwas Cranberry, feines Salz. Auch in diesem Wein sind die Tannine total Samt und Seide. Nichts tut weh, nichts schmerzt, alles ist fein. Eine unglaubliche Delikatesse. 2018 war ja ein Traumjahr, nachdem 2016 in Bordeaux bisher einfach das größte Jahr für mich war. Aber 2019 droht diesem Jahr 2016 den Rang abzulaufen. Es ist 2018 mit einem Touch mehr Frische und Finesse. Das ist schon bei diesem Wein großes Kino. 95-96/100