Lobenberg: 90 Prozent Cabernet Sauvignon und 10 Prozent Merlot. Kleine Erträge in 2021 – die Merlot war betroffen von Mehltau. Der Anteil wurde deshalb auf 10 Prozent heruntergefahren. Die Cabernet war 2021 reif, das Ausbleiben des angesagten Regens hat die Mehrheit der Châteaux im Médoc extrem glücklich gemacht. Und je länger ich die Médoc-Seite probiere, desto mehr wird mir klar, was für ein Ausnahmejahr es für die Cabernet Sauvignon darstellt. Von daher werden den Jahrgang in Summe sicherlich zu tief bewerten, denn es ist einfach ein geniales Cabernet-Jahr. Der Wein hat eine reife, dunkle, lakritzige Schwarzkirsch-Nase. Leicht staubig darunter. Hohe Intensität zeigend. Cassis, aber alles nicht zu süß, eher poliert, geradeaus und fokussiert. Der Mund ist erstaunlich schlank. Total poliertes Tannin, tänzelnd. Cranberry und Sauerkirsche rollen zusammen mit roter Johannisbeere wieder hoch hinter süßer schwarzer Kirsche, Lakritze, Eukalyptus und viel Minze. Komplex und tänzelnd. Ein guter Pauillac, ohne in die erste Reihe zu gehören. 94-96+/100Haut-Bages Libéral gehört zu den Besitztümern von Jacques Merlaut, der aber das Zepter inzwischen an seine Enkelin Claire Villars-Lurton abgegeben hat. Zu dieser Gruppe gehören auch Château Ferrière, Durfort-Vivens und La Gurge. Haut-Bages Libéral hat 30 Hektar auf einer extrem dicken Schicht Garonne-Kiesel. Einer der höchstgelegensten Weinberge des Médoc und vor allen Dingen von Pauillac. Da Haut-Bages Libéral direkt am Fluss liegt, gibt es hier nie Frost. Das Château ist Bio-zertifiziert und in Konversion zu biodynamischer Bewirtschaftung. Dementsprechend minimale Erträge von rund 40 Hektolitern pro Hektar bei Dichtpflanzung. Önologischer Berater ist Eric Boissenot, der auch alle Premier Crus betreut. Spontane Fermentation, für 16 Monate wird der Wein zu 40 Prozent in neuen Barriques, zu 40 Prozent in Zweitbelegungen und zu 20 Prozent in Betonamphoren ausgebaut. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.