Lobenberg: Haut-Bages Libéral gehört zu den Besitztümern von Jacques Merlaut, der aber das Zepter inzwischen an seine Enkelin Claire Villars-Lurton abgegeben hat. Zu dieser Gruppe gehören auch Château Ferriere, Durfort-Vivens und La Gurge. Haut-Bages Libéral hat 25,5 Hektar auf einer extrem dicken Schicht Garonne-Kiesel. Einer der höchstgelegensten Weinberge des Médoc und von Pauillac. Umgestellt auf biodynamische Bewirtschaftung, wie auch Ferriere. Dementsprechend minimale Erträge von rund 40 Hektolitern pro Hektar bei Dichtpflanzung. Die Zusammensatzung in 2019 ist 80 Prozent Cabernet Sauvignon und 20 Prozent Merlot. Der Alkoholgehalt liegt bei 14 Volumenprozent. Der rubinrote Wein besticht mit einer extrem feinen Nase. Sie kommt gar nicht maskulin Pauillac-artig rüber, sondern fast mit diesem Superschliff, wie ihn Pessac-Léognan in 2019 zeigt. Traumhaft seidige Cabernet Sauvignon. Nicht scharf extrahiert, sondern ganz sanft. Sehr viel Himbeere. Die rote Johannisbeere ist süß. Es hat nur wenig rote, reife, geschmorte Paprika. Im Unterbau helle Lakritze, helle Erde, Minze und Eukalyptus. Eine leicht weiße Pfeffrigkeit. Sehr guter Cabernet-Fokus auch im Mund. Rote Frucht, Himbeere, Erdbeere, Kirsche, Johannisbeere. Kaum Cassis darunter, kaum Brombeere, sondern tendenziell fein und rot bleibend. Etwas rote Kirsche kommt, etwas Schattenmorelle, Weichselkirsche. Quintessenz von zwei wunderbaren Jahrgängen von Haut-Bages Libéral, 2018 und 2019: Diese Wärme, diese Trockenheit – das bekommt den Weigütern extrem. Haut-Bages Libéral und Ferriere hatten noch nie so gute Jahre, auch Durfort-Vivens ist superb. Das ist wirklich fein. Der Klimawandel, auf diesen normalerweise sehr gut mit Wasser versorgten Böden, nutzt diesen Weinen sehr. Die Umstellung der 3 Güter auf Biodynamie hilft sicher auch. Ein extrem feiner Haut-Bages Libéral, eine Ode an die Freude. Die gleiche Bewertung wie 2018. 95-97/100