Lobenberg: Giscours ist ein 90 Hektar großes Weingut direkt in Margaux. Eine spektakuläre Lage direkt am südlichen Anfang der Appellation. Typische Garonne-Kiesböden mit tiefer Drainage, auch Lehm. Im Keller spontane Gärung, der Ausbau geschieht zu 50 Prozent in neuen Barriques, zu 50 Prozent im gebrauchten Holz. Der Direktor ist wie bei Château Du Tertre Alexander Von Beek, der Besitzer ist der holländische Investor Eric Albada Jelgersma. Seit der Übernahme des Weinguts wurde fast unanständig viel Geld investiert. Die Weinberge stehen in Dichtpflanzung. Auch dadurch werden die Erträge stark reduziert. Pro Stock sind das dann nur etwa ein halbes Kilo Trauben. Giscours steht seit einiger Zeit sicherlich zusammen oder vor Malescot St. Exupery nur noch ganz knapp hinter Rauzan-Ségla, manchmal sogar davor. Nur noch Margaux und Palmer liegen ganz oben. Klimatisch warme Jahrgänge, wie wir sie seit 2015 fast durchgängig haben, liegen diesem Terroir unglaublich. Und so ist Giscours inzwischen einer der Megastars der Appellation. In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Am linken Ufer fielen dann Mitte August circa 80 Millimeter Regen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure. Die Nase von Giscours 2020 ist eine dunkle Wolke aus Schokolade, Brombeere und Maulbeere. Auch Blaubeere darunter und Holunder. Dicht und reich, schwarze Kirsche kommt dann, dunkle Erde und dahinter ein bisschen Sauerkirsche. Pikante rote Frucht, auch tolle Frische, pinke Grapefruit, Minze, helle und dunkle Lakritze. Sehr schicke Nase. Druckvoller Mund, hochintensiv geht es weiter. Auch hier dieses Potpourri aus blauer und schwarzer Frucht. Kirsche, Brombeere, Holunder, viel Lakritze, mitteldunkle Schokolade und ganz viel Grafit. Hintenraus mit einer mineralischen, salzigen Länge. Die Aromatik ist sehr einzigartig. Giscours ist eindeutig aus allem herauszuschmecken. Sehr klassisch und fein, trotzdem sehr intensiv. Wieder ein großer Giscours wie schon 2019 und einer der besten Weine aus der womöglich stimmigsten Appellation des Jahrgangs. Wieder hervorragend. 99-100/100