Lobenberg: Ein 90 Hektar großes Weingut in Margaux. Typische Garonne-Kiesböden. Tiefe, gute Drainage. Dichter Kies mit etwas Lehm. 60% Cabernet Sauvignon, 33% Merlot, 5% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot. 50% Ausbau im neuen Holz, 50% im gebrauchten, reine Spontanvergärung. Der Alkohol liegt zwischen 13 und 13,5 Volumenprozent. Es ist der gleiche Besitzer wie bei Chateau Du Tertre in Margaux. Der Regisseur ist Alexander van Beek. Hier wird enorm viel im Weinberg investiert und Giscours ist seit 2008, vielleicht sogar seit 2005, einer der engsten Verfolger der Spitze. Das Weingut gehört immer zu den Top 5 und liegt mit Rauzan-Segla und Malescot St. Exupery fast immer gleichauf. Seit 2015 vielleicht sogar vor diesen beiden, in direkter Verfolgung zu den beiden Entrückten Palmer und Margaux, die allerdings auch preislich weit entrückt sind. Die Nase des 2016er Giscours ist nach dem extrem entgegenkommenden, charmanten, fast wollüstigen, einnehmendem 2015er deutlich versammelter. Der Cabernetanteil ist höher. Schwarze Johannisbeere dominiert die Nase. Nur ein bisschen schwarze Kirsche darunter. Brombeere, auch etwas Sanddorn. Alles singt. Schwarze Lakritze mit hoher Intensität. Ganz viel Minze und Eukalyptus, auch Veilchen. Alles ist sehr dicht und voller Spannung. Ein Wein, der in seiner Nase und seiner Intensität ein bisschen an den grandiosen Leoville Las Cases erinnert. Nur riechen reicht. Was eine Orgie in der Nase. Auch der Mund ist nahe bei Las Cases. Erstaunlich, wo wir hier in Margaux sind, aber was die beide eint, ist der hohe Anteil Cabernet. Las Cases hat vielleicht noch mehr. Aber Giscours hat es perfekt getroffen. Die Cabernet ist reif. Vielleicht nicht ganz so extrem intellektuell wie auf Chateau Margaux mit seinen 94% Cabernet, aber schon in die Tendenz gehend. Ganz anders als Palmer, als Malescot, als Rauzan-Segla. Wir sind hier wirklich in dieser Spannung, in dieser Dramatik, wie wir sie nur bei wenigen Weingütern in diesem Jahr getroffen haben. Alles singt und springt. Die Komplexität ist immens. Man muss sich darauf einlassen. Gerösteter Rauch, Olivenpaste, schwarze Erde. Alles unterlegt von der reifen schwarzen Kirsche und der schwarzen Johannisbeere, die massiv schiebt. Auch die Brombeere kommt mit Druck. Das Ganze mit schöner, mineralischer Länge. Das passt ziemlich perfekt. Wir haben aber keinen butterweichen Jahrgang, obwohl die Tannine geschliffen sind, sondern wir haben einen dramatischen Jahrgang. Ein Jahrgang wie 2010, aber mit einem deutlichen Plus in der Eleganz und Finesse. Das Tannin ist geschliffener, die Tiefe etwas tiefer, und gleichzeitig der Alkohol auch etwas tiefer. Das zusammen ergibt bei Giscours meines Erachtens nach einen echten Quantensprung der Qualität in der Geschichte des Chateaus. Und Giscours ist vielleicht von allen Weingütern des Margaux, trotz all der Reife und dieser schicken Eleganz, das klassischste Exemplar aller Weine dieser Appellation, und ragt damit heraus. Natürlich kann er an Chateau Margaux, die einen „best ever“-Cabernet hingelegt haben, nicht heran, aber er schiebt sich klar vor Rauzan-Segla, vor Malescot. Chateau Palmer bleibt eine Extra Nummer in seiner puristischen, extrem naturverbundenen Biodynamik. Aber Giscours ist begeisternd. Ich hätte vor 10 Jahren nicht gedacht, dass Giscours sich einmal so weit entwickeln kann. 97-99/100