Lobenberg: Château Fonréaud braucht warme und sonnige Jahre, kann dann aber zu großer Form auflaufen. Die Weine aus Moulis und Listrac sind dann tendenziell den Weinen aus Margaux sehr ähnlich, aber eben nur in trockenen Jahren mit viel Sonne, sonst ist das Terroir einfach zu feucht und zu kühl. Der Klimawandel kommt den beiden Appellationen also sehr entgegen, schon Chasse Spleen und Poujeaux aus Moulis haben große Ergebnisse in 20190 gezeigt. 2018 war auch schon ein Megaerfolg von Fonreaud. Davor 2015 und nun 2019 wieder. Sehr reife, schwarzfruchtige Nase. Schwarze Kirsche, Brombeere, viel Pumpernickel, Estragon dazu und eine mineralische Gesteinsnote wie vom Schiefer, was natürlich nicht sein kann. Aber Grafit ist definitiv vorhanden. Dazu süße, schwarze Lakritze, Eukalyptus und dahinter Minze. Die Eukalyptus verstärkt sich. Was für eine wuchtige, üppige, süße und gelichzeitig ätherisch-duftige Nase. Und jetzt kommt der Mund: Der ist klar besser als der des wunderbaren 2018er, weil 2019 im fast fetten, fleischigen Körper noch mehr Frische mitbringt. Der Wein ist reif, die Frucht ist reif, trotzdem haben wir eine rotfruchtige Säure, rote Johannisbeere, Sauerkirsche und ein bisschen Schlehe und Rappen von der Vergärung. Das ist ein tolles Spannungsfeld eines süßen, reifen, opulenten Weins. Ein großer Wein kann er nicht sein, dafür fehlt ihm einfach der Dampf und die überragende Struktur in der Mitte. Die Tannine sind nicht seidig, sondern samtig, weil sie reichlich, rund und weich sind. Der Nachhall ist lang und süß. Wieder viel schwarze Frucht. Eukalyptus, Lakritze und ein bisschen süße Orange. Schoko und Cassis im Nachhall. Das ist ein Leckerli mit richtig viel Anspruch und viel Dampf. 2018 und 2019 sind ganz sicher die besten Jahre, die Fonréaud je gesehen hat. Mit einem Plus in 2019, der aber definitiv ein bis zwei Jahre länger weggesperrt gehört. Ein unglaublich opulenter, berauschender Charmeur. So reif ist Bordeaux mit 2018 und 2019 im Mediterranen angekommen, so reif ist Bordeaux grandios! 95-96/100