Lobenberg: Drei winzige Plots, die zusammen eine Größe von 1 Hektar ergeben. Ein Plot grenzt direkt an Le Pin an der Grenze zu Château Trotanoy, ein Plot liegt direkt an Lafleur Petrus und einer an Château Le Gay. Also drei winzige Flecken des besten Terroirs Pomerols, es fehlt vielleicht noch ein Plot neben Petrus, dann hätten wir eigentlich alles zusammen. Aber auch so quasi allerbestes Terroir und sehr alte Reben. Unbezahlbar, aber der sehr wohlhabende Peter Kwok aus Hong Kong hat einfach mehr investiert als der Besitzer von Le Pin und die anderen Interessenten. Alle umliegenden Châteaux haben versucht dieses Terroir zu kaufen, aber gegen asiatisches Geld von Mister Kwok ist eben häufig kein Kraut gewachsen. Und wenn man antritt wie er, um einen zweiten Le Pin oder Petrus zu schaffen, koste es was es wolle, dann ist das schon ein Weg, der nicht nur ambitioniert ist, sondern mit den beiden Winemakern J.C. Meyrou und Jérôme Aiguirre auch gangbar scheint. Jedenfalls zeigen die Ergebnisse der letzten Jahre den Erfolg. Von diesem Enclos Tourmaline gibt es allerdings nur 3.000 Flaschen, man muss sich also um die Allokation redlich bemühen. Gut ist es jedoch, wenn man ein Kunde der ersten Stunde war, allerdings wird es einem auch hier vielleicht irgendwann so ergehen, wie bei Le Pin oder Petrus, wo man froh ist überhaupt 6 Flaschen zu ergattern. Der Untergrund ist blauer Lehm mit sehr viel Eisen-/Metallanteilen und Kies. Reinsortiger Merlot. Die Weine werden im Barrique vergoren. Der Ausbau erfolgt zu 100% im neuen Barrique. Das ist eine aus dem Stand kreierte Edel-Pomerol-Version. Wie gesagt ein Nachfolger der früheren Projekte von J.C. Meyrou und Jérôme Aiguirre. Früher Le Gay und La Violette. Das ist quasi das neue, gleichwertige Projekt. Die Reben sind 30 Jahre alt. Wir haben hier 100% Merlot mit pH-Wert 3.75 und Alkoholgrad 14.5%. Die Nase zeigt die gleiche Verblüffung, wie ich sie bei Tour Saint Christophe schon hatte. Ein Merlot, der rüberkommt wie ein Loire Cabernet Franc, hier aber noch deutlich mehr helle Lakritze, helle Milchschokolade, ganz ätherisch, feine Zwetschge, eine helle Schwarzkirsche, wenn es so etwas gibt, weil sie einfach nicht so intensiv drückt, sondern nur schwebt. Der Mund ist intensiv und drückend in seiner unendlichen Zartheit, Verspieltheit und Feinheit. Ich weiß das klingt widersprüchlich, aber es ist so. Wie kann man ein Nichts potenzieren? Nämlich ein Nichts von zu viel Wucht, ein Nichts von reiner Kraft, ein Nichts von Power. Wie kann man Zartheit potenzieren? Aber genau das ist der Fall. Und wer schon mal das Glück hatte Le Pin in guten Jahren zu trinken, weiß von was ich spreche. Das ist genau die Antwort, das ist genau das gleiche, wie einen La Tâche oder Romanée Conti zu trinken, sie werden nicht fetter und nicht wuchtiger, sondern sie werden unendlich viel feiner. Auch das ist hier der Fall, das ist ein potenzieller 100-Punkte Wein und großes Kino. Aber nur wenn man es fein mag. 99-100/100