Lobenberg: Die Appellation Côtes du Lot, in der dieser Weißwein wächst, deckt die Region Lot ab, exklusive der Appellation Cahors, die innerhalb dessen liegt. In den Côtes du Lot sind mehr Rebsorten erlaubt als in Cahors und die relative Nähe von Lot zu Bordeaux wird evident, da hier mit Sauvignon Blanc, Semillon und Muscadelle eigentlich ein weißer Bordeaux-Blend in der Flasche steckt. Das ist ein neuer Wein bei Cèdre, der in 2023 erstmals erschienen ist und wir waren direkt geflasht bei der ersten Probe. Der Jahrgang 2022 wurde in Edelstahl ausgebaut, aber seit Jahrgang 2023 wird der Wein komplett in Demi-muids-Fässern ausgebaut und gereift. Das Holz gibt ihm nochmal eine schöne Cremigkeit, aber es bleibt ein sehr geradliniger und frischer Wein aus dem weiten Süden. Null Restzucker, knochentrocken, was man ihm aber in seiner blumigen Duftigkeit gar nicht anmerkt. Eben diese wunderbar duftige Nase von der Muscadelle, Holunderblüte und Flieder, Zitronenabrieb, sehr reife Grapefruit, ein Touch Kumquat und viel Bitterorange. Letztere dominiert auch den Mund und sorgt mit ihrer mundwässernden Saftigkeit für einen genialen Trinkfluss. Schön mürbe, aber zupackende Kalk-Struktur. Hat schon Druck und Power in der Mitte, durch die recht frühe Lese und die feinen, grünlichen Kräuter-Bitternoten, wirkt der Wein jedoch berauschend frisch und trinkfreudig. Schiebt sich geschmeidig und blumig über die Zunge, verliert dabei nie die Spannung bis in den aromatischen Nachhall. Man ist schon mehr als erstaunt, ob dieser Struktur und dem hefigen Duft, das da absolut kein Holzkontakt stattgefunden hat. Ein extrem spannender Weißwein des Südens, sehr eigen, aber in Großartig! 93/100