Lobenberg: Der Wein ist eine Assemblage aus 40 Prozent Amiral G, 40 Prozent L’Avenue und 20 Prozent Vaudieu. Die passenden Demi-muids werden ganz am Ende des Ausbaus, kurz vor der Abfüllung im Mai 2024 selektiert und assembliert. Diesen Wein hat Winzer Laurent Brechet in 2022 erstmals erzeugt, es ist seine Vision eines perfekten Châteauneuf von seinem Terroir. Methode Clos des Papes oder Pegau, also ein Blend der besten Parzellen, best of the best in einem Wein ohne Lage. Aus all seinen Einzellagen wie L'Avenue und Amiral G abgestimmt cuvetiert, auch in enger Zusammenarbeit mit Joe Czerwinski von Parker und Jeb Dunnuck, mit denen Brechet viele verschiedene Blends durchprobiert hat, bis der finale V de Veudieu 2022 stand. Nun also der erste Release – und ob er so viel besser ist als die Einzelteile, muss jeder für sich entscheiden, das kommt mehr darauf an, was man sucht. Es ist jedenfalls der kompletteste Ausdruck dieser Domaine, weil er sowohl die Finesse von L'Avenue hat als auch die Power des Amiral G. Gewaltige Intensität, hochverdichtet, schwarze und rote Kirsche, rote Waldbeeren, alles drückt mit Lakritze und Garrigues aus dem Glas, man kneift die Augen zusammen vor Intensität. Doch im Mund dann die große Verblüffung, weil die ganze Feinheit der Sandlagen aufkommt, süße Herzkirsche mit etwas Anis und orientalischen Gewürzen. Schiebt und schiebt hintenraus, wo sich dann immer mehr die satte Kraft aufbaut, steinige Tannine, kirschige Wucht, Würze ohne Ende. Mehr als beeindruckend, eine Tour de Force und doch so fein und trinkfreudig dabei.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!