Lobenberg: Als eines von drei Weingütern im Pauillac, die dem verstorbene Baron Phillippe de Rothschild gehörten, wird d’Armailhac vom gleichen Team geleitet, das auch für Mouton-Rothschild und Clerc Milon zuständig ist. Entsprechend qualitätsbewusst wird hier gearbeitet. Es grenzt an Pontet Canet im Westen und Süden und an Mouton im Norden und Osten. D’Armailhac ist in der Regel das schwächste Gut in der Mouton-Gruppe, vor allen Dingen wegen dem höchsten Merlotanteil, dafür ist er häufig der offenste, fruchtigste, hedonistischste und leckerste Wein. D´Armailhac besteht 2020 aus 59 Prozent Cabernet Sauvignon, 30 Prozent Merlot, acht Cabernet Franc und drei Prozent Petit Verdot. In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Am linken Ufer fielen dann Mitte August circa 80 Millimeter Regen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure. Ein extrem früh gelesener und reifer Jahrgang. Extrem trocken und heiß. Aber bei diesen Terroirs der Mouton-Gruppe ist das nicht so ein Problem. Kein Trockenstress. Es gab allerdings ganz kleine Beeren. Also hochkonzentriert, aber durchaus saftig. Reiche Nase, erstaunlicherweise mit Wacholder, Holunder und Maulbeere. Reich, dicht, süß, aber auch ziemlich viel Geradeauslauf. Lakritze, unglaublich viel Eukalyptus und dann florale Noten von Lavendel und Rosenblättern. Unglaublich duftig. Satt aus dem Glas steigend. Der Mund ist schlanker als die Nase versprach. Sehr strukturiert, überwiegend schwarze Kirsche mit etwas Lakritze dahinter. Auch da wieder die starke florale Note, Grafit und ein bisschen Tabakkiste. Sehr geradeauslaufend, sehr klassisch Pauillac, aber durchaus süß und reif, ohne Überreife. Extrem guter d´Armailhac, ohne an 2019 anschließen zu können. Dafür fehlt mir ein bisschen die Aufregung. Aber ein sehr sauberer, strukturierter und ausreichend komplexer Wein mit hohem Charmefaktor. 95/100