Chateau Coutet Cuvée Demoiselle 2022

Chateau Coutet Cuvée Demoiselle 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

100+
100
2
Cabernet Franc 50%, Merlot 50%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2060
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 100+/100
Gerstl: 20+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Coutet Cuvée Demoiselle 2022

100+
/100

Lobenberg: 50 Prozent Cabernet Franc und 50 Prozent Merlot. Demoiselles zu probieren nach dem normalen Coutet ist immer eine Besonderheit. Meine Frau nennt ihn immer den Vampirwein, weil das Zeug einfach komplett nach Eisen und Blut schmeckt. Dazu kommen Feigensüße und Sämigkeit, konzentrierte Cranberry, Hagebutte, dunkle Himbeere und ein süßes Konzentrat aus roter Johannisbeere und Sauerkirsche. Das Ganze in einer Intensität, dass es einem den Atem raubt. Das ist schon in der Nase und später auch im Mund ein Wein, den man entweder liebt oder hasst. Man kann ihn mit 100 bewerten oder zerreißen, denn er ist so speziell und eigenwillig. Der Mund kommt mit einer wahnsinnigen Frische und Säure. Ein Konzentrat aus roter, pikanter, säurebeladener Frucht, mit süßer Feige, Honig und gleichzeitig mit Salzmassen. Die Länge ist verblüffend! Er nimmt allen Raum ein im Mund. Und nochmal: er polarisiert total. Das ist aber Saint-Émilion der absoluten Oberklasse, wie es früher einmal war. So etwas gibt es, wenn überhaupt, nur noch hier. Und wenn der normale Coutet noch Zugeständnisse macht an den seidigen Trinkfluss, dann ist die Cuvée Demoiselles als ultrafeines Konzentrat einfach noch deutlich spezieller. Jeder Trinker wird auch nach fünf Minuten diesen Wein noch auf der Zunge und am Gaumen kleben haben. Obwohl er komplett trocken ist, ist das ein Faszinosum. Grandioser Stoff und einer der Weine des Jahrgangs! 100+/100 *** Cuvée Demoiselles kommt aus zwei kleinen Plots aus den höchsten Lagen von Coutet, reiner Kalksteinfelsen ganz oben auf dem Plateau, direkt neben Beausejour-Duffau. Es sind die ältesten Reben des Hauses, über 80 Jahre, zum Teil über 100 Jahre alt, Cabernet Franc und Merlot, aber nur die spezielle, uralte Form der Merlot mit winzigen Beeren und rotem Saft. Und so gehen sie auch in den Wein. Es werden lediglich 2.000 Flaschen erzeugt. Der Name Demoiselles kommt daher, dass der Urgroßvater auf dem Weingut verblieben war, während der Großvater mit den Franzosen in den Indochinakrieg zog. Er bleib dort 20 Jahre. In der Zwischenzeit hielt der Urgroßvater mit den drei Schwestern von Adriens und Mathieus Großvater die Stellung. Die drei Schwestern gaben sich ein Gelübde, niemals zu heiraten und Kinder zu kriegen, um das Weingut nicht zu gefährden. Außerdem haben sie nichts verkauft – es blieb also immer bei den ganz ursprünglichen Rebbeständen und bei der biologischen Bewirtschaftung. So kam es 2014 zu dieser Cuvée und ihrem Namen. Diese Supercuvée wird exakt gleich auch in eine Spezialflasche mit verschweißtem Glas gefüllt. Dann kostet er allerdings 300. Das ist der gleiche Wein. Ein Wein der für Jahrhunderte weggelegt werden soll. Lassen sie uns bei der normalen Flasche bleiben. Diese 50/50 Cuvée aus den ältesten Reben vom besten totalen Bio-Terroir in Saint-Emilion ist schon sehr speziell. In diesem Wein ist eben die Merlot-Form, die einen roten Saft hat. Mit extrem kleinen Beeren. Eine Form, die es nur noch auf Château Coutet gibt. Die Urform der Merlot. Die Reben aus diesem Plot sind über 100 Jahre alt. Winzige Erträge. Das Besondere an diesem speziellen Wein ist, dass er komplett im Holz vergoren wird und bei der Mazeration extrem lange auf den Schalen belassen wird. Es wird alles ohne pumpen bewegt und ohne künstliche Bewegung zu Beginn mit den Füßen getreten. Der Wein verbleibt dann bis zum folgenden April im großen Holzfuder und wird erst dann in Barriques gefüllt. Demoiselle wurde 2017 erstmals umgestellt auf eine Entrappung per Hand. In Italien bei Altare nennt man das uno per uno. Das ist eine Methode, wie sie fast nirgends mehr möglich ist. Hier wird wirklich über zwei Tage mit einem Team von 80 Leuten (Freunde des Hauses, Gastronomen, Händler) jede einzelne Traube von Hand entbeert. Es gibt kein einziges grünes Element. Das ist die Quintessenz aller optischen Sortiermaschinen. Perfekter geht es gar nicht. Jede einzelne Beere wird von Hand herausgenommen, gesichtet und entschieden ja oder nein. Das ist vielleicht auch die Besonderheit, warum Demoiselles nochmals so viel anders, weicher und in seiner abgehobenen Art extremer ist. Der Charakter von Demoiselles unterschiedet sich doch recht klar vom normalen Coutet.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

20+
/20

Gerstl über: Chateau Coutet Cuvée Demoiselle

-- Gerstl: Es ist eine grosse Freude, hier zu sein! Die Cuvée Les Demoiselles ist nach den drei Grosstanten benannt, die das Château im letzten Jahrhundert gegen viele Widerstände in der Familie halten konnten. Sie setzten schon damals konsequent keine Fungizide und Herbizide ein, was zu jener Zeit aussergewöhnlich war. Nun konnte ich den Wein zum zweiten Mal degustieren. Was im März noch recht verschlossen wirkte, ist heute viel einfacher zu verstehen. Das Bouquet ist sehr mineralisch, ultrafein, man muss sich Zeit nehmen, um die Finessen herauszuriechen. Im Gaumen ein sensationeller Spannungsbogen von Frische und Kraft, wie kann ein Wein aus diesem warmen und trockenen Jahrgang so ultrafein daher kommen!? Die Antwort sind die Reben, die hier seit Jahrhunderten selber gezogen werden und sich perfekt an den Boden angepasst haben. Die Tannine sind ganz fein gewoben, perfekt reif und stehen als Gerüst da, das aber die Frucht im Vordergrund bewahrt. Der Wein erzählt seine eigene Geschichte, aber so spannend wie kaum einer sonst. Wir haben es schon oft geschrieben: Man darf die Weine der Beaulieus keinesfalls mit seinen Nachbar-Weingütern vergleichen, burgundische Feinheit steht hier im Vordergrund. Es ist ein traumhaftes Vergnügen, diesen Wein zu geniessen. 20+/20

Mein Winzer

Coutet

Château Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Dieses Weingut gibt es seit 1599 und es ist seit dem im Besitz der Familie David Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Und vom ersten Tag an biologisch organisch bearbeitet. Es wurden über Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide...

Chateau Coutet Cuvée Demoiselle 2022