Lobenberg: Das vierte Weingut von Cathérine Papon-Nouvel, der bekannten Biodynamikerin mit ihren vier winzigen Weingütern in Saint-Émilion und Castillon. Die Rebsortenzusammensetzung 2019 ist 70 Prozent Cabernet Franc und 30 Prozent Merlot. Eine typische Lieblings-Assemblage von Cathérine Papon-Nouvel, die ja so stark im Cabernet Franc ist. Das Weingut liegt komplett auf massivem Kalkstein direkt am Eingangskreisel von Saint-Émilions Plateau. Die Reben sind zwischen 40 und 80 Jahre alt. Es gibt nur 1,5 Hektar in extremer Dichtpflanzung und nur 7.000 Flaschen insgesamt. Unter dem Kalkstein, auf dem die Reben stehen, ist ein Höhlengewirr, das direkt in die Stadt führt. Also reiner Fels. In dieser extremen Art gibt es das fast nur auf Clos Fourtet und Clos Saint Martin. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Der Wein wird spontan im Holz vergoren und für 22 Monate im überwiegend neuen Barrique ausgebaut. Die Nase dieses überwiegenden Cabernet Franc-Weins setzt nochmal einen drauf auf die Nase von Petit Gravet Ainé, der ja auch von Cathérine gemacht wird. Eine hyperkonzentrierte, aber nicht süße, jedoch enorm kraftvolle Waldhimbeere und Walderdbeere. Aber nicht marmeladig, sondern einfach nur extrem verdichtet. Wow, dazu reife Zwetschge, würziger Waldboden. Das ist so Cabernet Franc und auf diesem reinen Kalkstein schon ein bisschen eine Assoziation an Château Ausone. Das überwiegend neues Holz des Ausbaus ist ob dieser enormen Konzentration gar nicht mehr zu riechen. Was für ein Kracher in der Nase! Ein unendlich intensiver Mund. Aber genau das gleiche wie in der Nase: Eine fast unvorstellbare Konzentration von dunkler, waldiger, würziger Himbeere in unsüßer Form. Fern von jeder Marmelade, aber einfach nur lang, dicht und intensiv. Alles wird belegt. Helle Lakritze kommt dazu. Minze, ein bisschen Eukalyptus, Hagebutte, Schlehe, Cranberry, Berberitzen. Langsam rollen ein bisschen süße rote Kirsche und Erdbeere hoch. Juchu, so ist Cabernet Franc – einfach toll! Im Gegensatz zu Jean Faure und Coutet, die ja auch beide so stark auf Cabernet Franc laufen, ist Clos Saint Julien etwas geradliniger, etwas fokussierter, etwas mehr auf der Power-Seite. Nicht so total aus Finesse gehend wie Jean Faure, aber nicht minder spannend. Großer, intensiver, langer Stoff, für alle die es fein mögen, für alle, die Biodynamie in dieser Ausdrucksstärke schätzen und verträumte Weine mögen. Für alle, die keinen Wein brauchen, der einem in die Fresse haut oder bei dem man in Habachtstellung stehen muss. Einfach nur ein unendlicher Genuss mit großer süßer, mineralischer Länge. Einfach nur schön. Und eigenwillig, unique. 99-100/100