Lobenberg: Die zwei Weingüter von Cathérine Papon-Nouvel, Petit Gravet Aîne und Clos St-Julien, werden biodynamisch bewirtschaftet. Winzige Chateau in Saint-Émilion, Petit Gravet Aîne hat nur zwei Hektar, Clos St-Julien nur ein Hektar. In den Jahren 2013 und 2014 haben ein Großteil der Winzer in Pomerol und Saint-Emilion die Biodynamie wieder verlassen, weil sie doch zu Spritzmitteln griffen. Nur die richtigen Tops haben das vermieden, dazu gehört eben Cathérine Papon-Nouvel, zusammen mit Clos Puy Arnaud und Chateau Fonroque. Da die seit vielen Jahren in Biodynamie befindlichen Winzer grundsätzlich früher reifes Lesegut haben, konnte auf allen drei Weingütern die Ernte in schöner Reife und vor Einsetzen der großen Botrytis eingebracht werden. Nur ein Hektar, nur 2.500 Flaschen Clos Saint Julien gibt es. Ein Winzling mit 80 Jahre alten Reben, fast direkt in der Mitte des Dorfes am Kreisverkehr gelegen. Zu 100% auf purem Kalkstein gewachsener Wein. Ein so extremes Terroir, wie es sonst nur Clos Fourtet und Clos Saint Martin aufweisen. Die Rebsorten-Zusammensetzung in 2014: 60% Merlot, 40% Cabernet Franc. Komplett entrapptes Lesegut, Ernte 3. bis 7. Oktober. Ausbau bis zu 22 Monaten im gebrauchten und überwiegend neuen Holz. Sehr dichte, samtige Kirschnase mit deutlicher Kalksteinmineralität schon im Geruch. Unglaublich fein und verspielt, burgundisch-duftig, dazu druckvoll-mineralisch. Ein totaler Charmeur mit Dichte und Kraft zugleich. Eher burgundisch als fett. Der Mund des Weins ist überraschend frisch, ja sogar rassig und salzig, steinig mineralisch. Cabernet Franc ist dominant. So viel Vibration, so viel Kreide und Kalkstein, neben deutlich roter Frucht - hier haben wir viel rote Johannisbeere. Feinste, aber völlig unsüße Himbeere. Der Clos St-Julien Saint-Emilion Grand Cru ist ein total durchgegorener, trockener Wein mit immensem Spiel. Das ist eine Typizität wie in Nuits-Saint-Georges im Burgund. Auch die wunderschönen Baroli von Elio Grasso kommen ähnlich rüber. Über zweiminütiger, mineralisch-salziger Nachhall, immer wieder mit dieser roten Frucht mit Frische. Man fühlt sich an einen Jahrgang 1995 erinnert. Auch 2001 kommt in Erinnerung. Wir sind hier nicht so üppig und dichtfruchtig wie 2012, wir sind in diesem Wein 2014 viel feiner, zarter, salziger und tänzelnder. Der Eindruck bleibt viele Minuten im Mund. Kein Riese, aber ein traumhaft schöner Wein und einer der wirklich bezaubernden Saint-Emilions des komplizierten Jahres 2014. 94-95/100