Lobenberg: 2012 war bekanntermaßen ein sehr schwieriges Jahr mit frühem Regenfall und heftigem Regen ab Mitte Oktober. Alle 4 Weingüter von Catherine Papon-Nouvel werden biodynamisch betrieben. Das heißt, es gab extrem viel Arbeit in diesem Jahr. Mehltau im Frühsommer, Fäulnis in der Erntezeit Anfang Oktober. Es musste wahnsinnig schnell gelesen werden. Der Erntezeitpunkt war entscheidend. Und mit wahnsinnig intensiven Arbeitsaufwand konnte eine gute Qualität eingebracht werden. Der Anteil des Weins, der jeweils in den Erstwein ging, war deutlich geringer als in den Jahren davor, so dass es bei allen Chateau von Madame Papon-Nouvel extrem geringe Mengen gibt. 50% Merlot, 50% Cabernet-Franc. Die Rebsortenzusammensetzung Merlot / Cabernet-Franc ist ähnlich wie in jedem Jahr. Im Frühling und im Sommer trotz der Biodynamik eine weitere grüne und später pinke Lese. Die Blüte verlief wie bekannt eher etwas ungleichmäßig und deshalb war die Traubenreife so unterschiedlich. Die Biodynamiker reifen auch wegen ihrer ultrakleinen Erträge zum Glück früher, so dass rechtzeitig gelesen werden konnte. Die Nase wie immer bei Clos Saint Julien extrem fein. Das Holz dominiert hier nie, obwohl der Ausbau überwiegend in neuen Barrique erfolgt. Das liegt an der frischen Säure, und Säure frisst bekanntermaßen Holz. Sehr feine, ätherisch anmutende Nase. Rote und schwarze Waldfrüchte, singend, mit viel Charme rüberkommend. Im Mund schon tolle Harmonie ausstrahlend. Nur ganz leicht bitterer Nachhall, feine Salzigkeit. Schokolade mit roter und schwarzer Frucht, aber immer sehr fein und frisch. Schöner Geradeauslauf. In Summe nicht ganz die Komplexität des 2010er. Der 2012er liegt ein klein wenig schlanker in der Mitte. Sehr ausgewogener, burgundischer, saftiger Saint Emilion mit fleischiger Fülle. Macht enorm viel Spaß. Dieser Wein gehört zu meinem 'magischen Pentagramm' der biodynamisch erzeugten Weine Bordeauxs. Allesamt genial und hochindividuell, eher noch unbekannt und kein mainstream, seit einigen Jahren auch zur absoluten Spitze gehörend: Clos Puy Arnaud, Clos Saint Julien, Fonroque, Fougas Maldoror Organic und Le Queyroux. 93-95/100