Lobenberg: Clos St Julien sind 1,5 ha direkt am Ortseingang Saint Emilions, auf reinem Kalksteinfelsen mit minimaler Lehmauflage gewachsen. 50% Merlot, 50% Cabernet Franc. Die Merlot ist 80 Jahre und die Cabernet Franc 60 Jahre alt. Von diesem Kleinod in bester Lage Saint Emilions gibt es nur 4000 Flaschen jedes Jahr. Hier wird pure Bionynamik betrieben (zertifiziert) und jede Rebe persönlich betreut. Das geht wirklich und das geschieht auch wirklich bei so wenigen Rebstöcken. Schauen Sie es sich an. Wenn Sie im Kreisverkehr von Saint Emilions Ortseingang etwas zuviel Gas geben, trägt Sie die Fliehkraft direkt in den winzigen Weinberg! Die Fermentation geschieht komplett in 1000 bis 1200 l großen Holzfudern, der Ausbau erfolgt komplett in neuen Barriques aus ultradichter Troncois-Eiche. Die Besitzerin Catherine Papon-Nouvel betreibt insgesamt vier winzige Domänen und ist sicherlich eine der extremsten Verfechterinnen der Biodynamik, ohne jedoch das Dogmatische bis ins Alltagsleben auszuweiten. Es geht ihr nur um pure Weinqualität und Clos St Julienne gehört seit 2005 sicherlich in die Oberliga Saint Emilions. Der Wein ist unglaublich dicht. In der Nase viel frische Zwetschge und schwarze Kirsche. Alles fein unterlegt von einem Hauch Aprikose und dunkler Schokolade, aber nie wuchtig, trotz einer immens hohen Dichte und Intensität. Nie fett, sondern sehr verspielt. Erinnert am ehesten in der Nasenstilistik an Clos Fourtet, was natürlich auch kein Wunder ist, denn Clos Fourtet ist der unmittelbare Nachbar, wächst auf genau dem gleichen Terroir und befindet sich auch in der Umwandlung zum biodynamischen Erzeuger. Hier herrscht eine ähnlich Philosophie und wir befinden uns wirklich auf gleichem Qualitätslevel. Vielleicht kann Clos St. Julien wegen der noch intensiveren Betreuung jeden Rebstocks, wegen der noch größeren Rücksichtnahme auf das Befinden des Weinberg, leicht höher eingeschätzt werden. Der Mund des 2011ers besticht durch seine rotfruchtige Harmonie. Viel Kirsche und rote Waldfrucht. Dann kommt schwarze Kirsche und auch ein wenig Brombeere, Sanddorn, guter Holzeinfluss, etwas Tabak, Grafit, Mineralität, Straßenstaub, Salz, das Ganze in sehr schöner und satter Dichte mit viel Druck und gutem Volumen und extrem langem Nachhall. Alles traumhaft mit Finesse balanciert und verwoben und doch ungeheuer mineralisch, spannungsgeladen und dynamisch. Ein toller Saint Emilion, der im Reigen der 2011er durch sein hohe Intensität und seinen großen Spannungsbogen herausragt. Er schafft nicht ganz die pure Größe der 2010er, ist aber nicht weit davon entfernt, vielleicht sogar trinkiger in seinem bestechenden Gaumenfluss und seiner Saftigkeit. 95-97/100