Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2022

Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2022

BIO

Zum Winzer

97–100
100
2
Cabernet Franc 50%, Merlot 50%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2032–2061
Verpackt in: 3er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–100/100
Falstaff: 95/100
Bettane: 95/100
Wine Cellar Insider: 94–96/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2022

97–100
/100

Lobenberg: 50 Prozent Merlot und 50 Prozent Cabernet Franc. Satte, fast scharfe Nase ob dieser hohen Intensität. Schwarze Lakritze und Veilchen, ganz viel Druck ausstrahlend. Dahinter feine Schwarzkirsche, dicht und reich, fast fett. Üppig, aber nicht so üppig wie Petit Gravet Ainé aus fast reinem Cabernet Franc. Trotzdem eine Wuchtbrumme in Exotik, mit Orangenschale und Maracuja. Der Wein ist im Mund elegant, dicht und reich. Vielleicht nicht so ein Kracher wie der Petit Gravet Ainé, aber sehr klassisch und dabei mit gutem Schliff. Die Tannine sind fein, der Wein unglaublich lang. Wenn man bedenkt, dass es ja der untere Hang auf reinem Kalkstein unterhalb von Clos Fourtet ist, dann weiß man, wo wir hier in Sachen Stilistik ungefähr sind. Das ist schon verdammt viel Wein für einen sehr akzeptablen Preis, vergleichen mit den Superstars. Tolles Ergebnis! 97-100/100 *** Clos Saint Julien ist das vierte Weingut von Cathérine Papon-Nouvel, der bekannten Biodynamikerin mit ihren vier winzigen Weingütern in Saint-Émilion und Castillon. Ab 2022 ist Clos Saint Julien ein Grand Cru Classé. Das gibt einen riesigen Ansehensschub, auch wenn sich der Wein deshalb natürlich nicht ändert. Das Weingut liegt komplett auf massivem Kalkstein direkt am Eingangskreisel von Saint-Émilions Plateau. Die Reben sind zwischen 40 und 80 Jahre alt. Es gibt nur 1,5 Hektar in extremer Dichtpflanzung und nur 7.000 Flaschen insgesamt. Unter dem Kalkstein, auf dem die Reben stehen, ist ein Höhlengewirr, das direkt in die Stadt führt. Also reiner Fels. In dieser extremen Art gibt es das fast nur auf Clos Fourtet und Clos Saint Martin. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Der Wein wird spontan im Edelstahl vergoren und für 22 Monate in 70 Prozent neuen und 30 Prozent gebrauchten Barriques ausgebaut.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

95
/100

Falstaff über: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru

-- Falstaff: Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Reife Zwetschken, Brombeerkonfitüre, etwas Schokolade und Velours, einladendes Bukett. Saftig, elegant, harmonisch, reife Kirschen, frisch strukturiert, süßer Abgang, seidige, tragende Tannine, ein eleganter Speisenwein mit sicherem Reifepotenzial. 95/100

95
/100

Bettane über: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru

-- Bettane: Schöne Vitalität in der Frucht, mit großen Cabernet Franc, die den Wein perfekt tragen. Super Erfolg in diesem Jahrgang. 95/100

94–96
/100

Wine Cellar Insider über: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru

-- Wine Cellar Insider: What stands out here is the minerality, giving all the deep, ripe, sweet fruits, licorice, flowers and spice a distinctive salty edge. The wine has length, depth, and a uniqueness of character that stands out. The wine blends 50% Cabernet Franc with 50% Merlot, 14% ABV. Drink from 2027-2045. 94-96/100

20
/20

Gerstl über: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru

-- Gerstl: Seit diesem Jahrgang ist der Clos Saint-Julien neu ein offizieller «Grand Cru Classé». Besitzerin Catherine Papon-Nouvel bestätigt uns, dass das Terroir in diesem Jahr entscheidend war.Welch wuchtiges und beeindruckendes Bouquet. Dichte, schwarze Frucht nach Kirsche, Brombeere, Zwetschge, Lakritze und Blaubeere. Ein Hauch von Johannisbeere und Himbeere im Hintergrund. Der üppig reife Duft wird von würzigen, floralen und kühlen Aromen geprägt. Traumhafter Antrunk, so saftig und frisch-fruchtig. Wow, diese Energie im Wein! Gewaltige Fruchtpower trifft auf exzellente Säure und superzarte Tannine. Alles zusammen ergibt diesen noblen, köst- lichen Trinkfluss und einen Abgang, der gar nicht mehr enden will. Ein Meisterwerk, bravo Catherine! 20/20

Mein Winzer

Clos Saint Julien

Mit 24 Jahren schloss Cathérine Papon-Nouvel ihr Önologiestudium mit Diplom ab und war damit Saint Emilions jüngste Winzerin mit Starpotenzial. Nur bei ihrem Vater zu arbeiten, einem alteingesessenen Winzer, war ihr zu wenig. 1989 erwarb sie mit dem Chateau Peyrou im benachbarten Côtes de Castillon...

Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2022