Lobenberg: Clos Manou besteht 2021 aus 60 Prozent Cabernet Sauvignon, 38 Prozent Merlot und zwei Prozent Petit Verdot. 13,5 Volumenprozent Alkohol. Es hab hier keinen Mehltau, keinen Frost und keinen Hagel – ein extrem normales und sehr perfektes Jahr für Stéphane Dief. Eine schwarze Holundernase. Blaubeere darunter und Kräuter der Provence – Thymian und Estragon. Duftig, reich und intensiv. Lakritze, Eukalyptus und Minze. Sehr fein! Der Mundeintritt ist fast explosiv. Was für eine hohe Intensität! Satte reiche Frucht, satte, fast schwarze Zwetschge, Brombeere und Maulbeere. Wieder Holunder, Eukalyptus und die Minze auch im Mund. Lang und hochintensiv. Fast brutal im mineralisch-salzigen Nachhall. Ein richtiger Kracher, ein phänomenaler Wein! So etwas hätte ich in 2021 überhaupt nicht erwartet. Total gesund, nach zwei Minuten steht der Wein immer noch im Mund mit dieser lakritzigen Holundersüße, mit dem salzigen Nachhall in dunkler Frucht. Große Harmonie, hervorragende Balance! Ein konzentrierter Finessewein. Ich bin sehr geflasht und völlig überrascht, so etwas hier in 2021 im Glas zu haben. Großer Stoff! Ich wäre happy, wenn wir mehrere klassifizierte Weingüter in dieser Liga vorfinden würden. Superb! So ein konzentrierte und gleichzeitig reife Cabernet. Nachdem wir einige Tage am Rechten Ufer verbracht haben, ist der Umschwung schon riesig. Aber gleich bei einem Großmeister der Rebsorte zu probieren, ist natürlich ein Start von oben. Cabernet kann 2021 offensichtlich auch so genial ausfallen. Ich werde wirklich erinnert an Pontet-Canet. Mir ist ein Rätsel, wie man sich mittels extremer Arbeit so sehr von Jahrgangseinflüssen abkoppeln und so extrem gesundes Lesegut durch das Jahr retten kann. 2021 Clos Manou ist für das Jahr echt der Hammer. 97+/100 -- Das kleine Weingut Clos Manou liegt im äußersten Norden des gesamten Médoc-Gebiets, weit nördlich von Saint Estèphe. Der Nachbar ist Chateau Haut Maurac. Auch Château Carmenere liegt nicht weit entfernt. Clos Manou wird vom Besitzer Stéphane Dief persönlich bearbeitet. Zwar in einer nicht zertifizierten, aber extrem biologischen Weinbergsbearbeitung, mit winzigen Erträgen. Dichtpflanzung von über 10.000 Stöcke pro Hektar. Ertrag pro Pflanze unter 500 Gramm, winzige Träubchen, sehr tief und nahe am Stamm. Bei 10.000 Stöcken nur 40 Hektoliter pro Hektar, da bleibt nicht viel pro Stock. Wenn man die Arbeit im Keller sieht, die Stephan durchführt, wird einem schwindelig ob dieses wahnsinnigen Einsatzes. Er hat spezielle Rütteltische zur Entrappung, inzwischen sogar optische Laser-Nachsortierung der Trauben. Ausgebaut wird im Barrique und in Ton- und Betonamphoren. Er macht auch einen Zweit- und einen Drittwein. In diesen Erstwein geht also nur das allerbeste Material. Hier wird nichts unversucht gelassen. Stéphane ist ein echter Fanatiker der Qualität. Und wäre es nicht Haut-Médoc, sondern Pauillac, wären seine Weine, zusammen mit Pontet-Canet, immer im 100-Euro-Bereich. Das ist seit vielen, vielen Jahren großes Kino und wird auf Grund der Randlage und zahlreicher »nur Etikettentrinker« total unterbewertet. Clos Manou kann man seit den Jahren 09, 10 und vielleicht schon ab 05 nicht mehr mit den normalen Vergleichsmaßstäben des Médoc und Haut Médoc werten. Wer schon mal auf dem Château war, wer gesehen hat wie in dieser Dichtbepflanzung mit den winzigsten Erträgen pro Stock einfach diese extrem feinen Finesseweine gewonnen werden, die gleichzeitig diese irre Spannung aufweisen, der nimmt Abschied von der Klassifikation von Bordeaux. Es geht nämlich am Ende nicht um alteigesessene große Namen, es geht um Rebbestand, es geht um Terroir, das seit der Hinwendung zum mediterranen Klima hier im Haut-Médoc einfach perfekt geeignet ist. Es geht um die Böden, es geht um die Arbeit. -- Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.