Lobenberg: Dieses kleine Weingut liegt im äußersten Norden des gesamten Medoc Gebiets, weit nördlich von Saint-Estèphe. Der Nachbar ist Chateau Haut Maurac. Clos Manou wird vom Besitzer Stephane Dief persönlich bearbeitet. Zwar in einer nicht zertifizierten, aber extrem biologischen Weinbergsbearbeitung mit winzigen Erträgen, Dichtpflanzung (über 10.000 Stöcke pro Hektar). Ertrag pro Pflanze unter 500 Gramm, winzige Träubchen, sehr tief und nahe am Stamm. Wenn man die Arbeit im Keller sieht, die Stephane durchführt, wird einem schwindelig ob dieses wahnsinnigen Einsatzes. Er hat spezielle Rütteltische zur Entrappung, inzwischen sogar optische Laser-Nachsortierung der Trauben. Die Gärung erfolgt im Beton und Holz, Ausbau zum Teil auch in Betonamphoren. Hier wird nichts unversucht gelassen. Stephane ist ein echter Fanatiker der Qualität. Und wäre es nicht Haut-Medoc sondern Pauillac, wären seine Weine, zusammen mit Pontet Canet, immer im 100-Euro-Bereich. Das ist seit vielen, vielen Jahren großes Kino und wird auf Grund der Randlage und zahlreicher 'nur Etikettentrinker' total unterbewertet. 2017 gab es im nördlichen Haut-Medoc in Flussnähe ganz wenig Frostschäden. Allerdings wie im nahezu gesamten Bordeaux kleine Erträge aufgrund der Trockenheit. Die besten Weingüter des Haut-Medoc haben jedoch 2017 einen überragenden Erfolg aufgrund der warmen Durchschnittstemperatur und der hohen Reife. Clos Manou ist im Haut-Medoc seit vielen Jahren der Primus inter pares, nein, wahrscheinlich der absolute Primus. Selbst die benachbarten Weingüter Carmenere und Haut Maurac kommen nicht an Clos Manou heran, obwohl es die engsten Verfolger sind. Auch Charmail, Belle-Vue und Cambon la Pelouse sind 2017 gut geraten, aber eben nicht so überragend wie in den Jahren zuvor und weit hinter Clos Manou. Clos Manou 2017 zeigt eine feine Schwarzkirsch-Nase mit feiner Eukalyptus, Lakritze und Minze dazu. Nicht fett, sondern eher fein und geschliffen. Der Mundeintritt ist verblüffend. Verblüffend in seiner Intensität. Kirsche satt, aber in allen Schattierungen. Schwarzkirsche dominiert, dann kommt Sauerkirsche, Herzkirsche und dann kommt ein seidiges, total poliertes Tannin zum Vorschein, aber dagegen laufend satte Mineralität. Sehr salzig, sehr steinig. Lang, lang, lang. Hagebutte, rote Johannisbeere. Auch im Mund ganz feine Lakritze, noch mehr Minze. Tolle Säure. Auch ein bisschen pinke Grapefruit, Orangenzesten. Unglaubliche Finesse. Grandios dicht und trotzdem voller Spiel mit ein, zwei Minuten langen, mineralischen Nachhall. In diesem Jahr 2017 hätte ich so viel Feinheit und Mineralität gar nicht erwartet, da das Ganze von dieser hohen Fülle und Opulenz des Jahrgangs abgepuffert wird. Clos Manou 2017 ist ein echtes Highlight. Ich kann ihn nicht ganz so hoch bewerten wie den Überflieger 2016 obwohl ich es tendenziell gerne tun würde, aber es ist sicherlich ein ganz großer Wein. 95-97+/100