Lobenberg: Dieses kleine Weingut liegt im äußersten Norden des gesamten Medoc Gebiets, weit nördlich von Saint Estèphe. Der Nachbar ist Chateau Haut Maurac. Dieser nördliche Teil war 2015 sehr gut. 2016 stellt nun aber das gesamte Saint Estèphe und das nördliche Haut Medoc den vielleicht besten Teil des gesamten Medocs dar. Womöglich das Spitzengebiet des linken Ufers mit Margaux und Pessac. Clos Manou wird vom Besitzer Stéphane Dief persönlich bearbeitet. Zwar in einer nicht zertifizierten, aber extrem biologischen Weinbergsbearbeitung mit winzigen Erträgen, Dichtpflanzung (über 10.000 Stöcke pro Hektar). Ertrag pro Pflanze unter 500 Gramm, winzige Träubchen, sehr tief und nahe am Stamm. Wenn man die Arbeit im Keller sieht, die Stephan durchführt, wird einem schwindelig ob dieses wahnsinnigen Einsatzes. Er hat spezielle Rütteltische zur Entrappung, inzwischen sogar optische Nachsortierung der Trauben. Die Gärung erfolgt im Beton und Holz, Ausbau zum Teil auch in Betonamphoren. Hier wird nichts unversucht gelassen. Stephan ist ein echter Fanatiker der Qualität. Und wäre es nicht Haut Medoc sondern Pauillac, wären seine Weine, zusammen mit Pontet Canet, immer im 100-Euro-Bereich. Das ist seit vielen, vielen Jahren großes Kino und wird auf Grund der Randlage und zahlreicher 'nur Etikettentrinker' total unterbewertet. Die Nase des 2016er ist eine Spur reifer als die des 2015ers, den ich kurz zuvor probiert habe. Unglaublich erhaben, sehr dicht, tolle Würze. Schwarze Kirsche, Sanddorn, reife zermahlene Himbeere, viel Zwetschge, Cassis und Brombeere, aber fein, erhaben. Nichts Wuchtiges, sondern mit einer seidigen und trotzdem extrem dichten Frucht rüberkommend. Eine Wolke. Schon die Nase ist berauschend in ihrer Dichte. Der Mund ist super präzise, ein großer Geradeauslauf, aber mit hoher Mineralität und Frische. Viel Zug und enorme Spannung. Die Augen werden schmal, der Mund zieht sich zusammen, so eine Intensität. Sanddorn, Schlehe, Veilchen, schöne Blumigkeit, aber auch totale Konzentration ohne dabei überextrahiert zu sein. Sauerkirsche, Cassis, Brombeere, auch schwarze Kirsche, aber immer extreme Frische ausstrahlend. Große Länge, Salz, alles läuft über die Zunge. Wacholder, Oliven, auch Lorbeere, Johannisbrot, Holunder. Dann kommt ein deutlicher Hauch Minze auf der Zunge nebst Eukalyptus. Das Ding hat unglaubliche Spannung, nimmt den ganzen Mund ein, verhallt erst nach Minuten. Das ist in diesem feinen Jahrgang, bei total poliertem Tannin, dennoch ein maskuliner Wein. Ein Wein, wie ein super konzentrierter, feiner Pauillac. Für einen Haut Medoc ist das fast eine eigene Dimension. Selbst der Nachbar, der „best ever“ Haut Maurac, sogar der perfekte Chateau Carmenere, kann dieser Spannung, dem Druck und der unvergleichbaren Konzentration nicht ganz folgen. In der Stilistik ist das ein Pauillac mit konzentriertem Saint Estèphe. In der Feinheit & Finesse ist das aber auch sehr an Calon Segur erinnernd. Vielleicht ist es am Ende der beste Vergleich. Ich kann nur jedem raten, sich für kleines Geld, einen so großen Wein, der Jahrzehnte halten wird, in den Keller zu legen. Viel mehr Wein für dieses relativ überschaubare Geld kann man nicht bekommen. 97-98/100