Lobenberg: Der Überflieger seit 5 bis 6 Jahren und der absolute Überflieger im Norden des Medocs. Ganz nah an der Küste, winzige Erträge, der Extremist im Weinberg schlechthin. Niemand betreibt so viel Aufwand auf so überragendem Terroir. Stephane Dieff hat 2015 den Regen in Ruhe abgewartet. Da seine Weinberge so extrem gepflegt waren, hat ihm das nichts ausgemacht. Er hat lediglich einige Wochen zugewartet mit einer späten Ernte um diese Verdünnung des Regens wieder ausgleichen zu können. Die Lese war also erst in der Kühle der Tage und Nächte Anfang bis sogar Ende Oktober. Die Ernte fand vom 28. September bis 28. Oktober statt, es waren also über 30 Tage mit insgesamt nur 11 verteilten Lesetagen. Extremste Auslese. Die ältesten Reben brachten erstaunlicherweise die besten Erträge. Seine Reben sind bis zu 150 Jahre alt. Prephyloxera. Er hat 15% als Vorsaft ablaufen lassen, als Seigne, um eine höhere Saft-Schalen-Konzentration zu haben und er hat den Anteil des Zweit- und Drittweins deutlich erhöht. Nur 50% der Ernte ging in den Erstwein. Extrem aufwendige Sortierarbeit wie bei ihm üblich. Stephane Dieff ist sicherlich der extremste Winzer in Bordeaux, jedenfalls der, den ich kenne, ähnlich verrückt wie Dominique Leandre Chevalier in Blaye. Über 10000 Pflanzen pro Hektar mit extrem kleinem Ertrag pro Stock. Weit unter 500 Gramm. Viele kleine, winzige, in Stammnähe belassene Trauben. Extreme Selektion. Die Reben sind bis über hundert Jahre alt und teilweise noch wurzelecht. Alles Handarbeit, Rebstock für Rebstock wird separat bearbeitet und individuell beschnitten. Stephane Dieff lässt in 2015 weniger als 500g Lese pro Weinstock zu, und das Ganze dann verteilt auf 6-7 Trauben, d.h. die einzelne Traube ist weniger als ein Handteller groß. Sehr dicke Schalen und sehr hoher Schalen-Pro-Saft-Anteil. Die Trauben werden vollständig entrappt. Aber wie! Es werden alle per Hand über einen Spezialtisch gezogen und letztendlich mit Hilfe eines Spezialrütteltischs händisch entrappt. D.h. hier ist es wirklich alles clean ohne grüne Elemente. Danach wird noch mal auf einem Laufband nachverlesen. Unverletzt als ganze Beeren. Die Vinifikation geschieht im naturbelassenen Zement und der Ausbau überwiegend im Barrique, zum Teil aber auch in Betoneiern um den Holzeinfluss zumindest zu minimieren und mehr Fülle in die Weine zu bekommen, denn die Oxidation im Beton-Ei ist anders als im Barrique. Natürlich alles spontan vergoren. Die malolaktische Fermentation ist komplett im Barrique. Der Ausbau geschieht zu 70% im neuen französischen Barriques, der Rest in Betoneiern. Die Barriques werden zwar nie aufgerührt aber in einem Spezialhalter ab und zu gedreht. Ein Teil der Vergärung findet auch in 400l-Tonneaus statt. 68% Cabernet Sauvignon, 23% Merlot, 8% Petit Verdot, 1% Cabernet Franc. Der Alkohol liegt bei nur 13,5%. Was dieser Extremist in 2015 als einziger so phänomenal präsentieren konnte, ist eben kein Wunder. Brutale Arbeit und sensationelle Weinbergsarbeit über das ganze Jahr. Hier haben wir überhaupt den Einbruch durch den Regen in der Probe nicht spüren können. Die Nase ist dicht, reif, wuchtig und schwarz. Sehr viel schwarze Kirsche, Brombeere, Cassis, dicht, fruchtig, süß mit butterweichem Tannin. Der Anteil zwischen Erst- und Zweitwein wurde von Stephane in diesem Jahr noch einmal zu Gunsten der Qualität verändert. 50 zu 50. Ich war schon beim Nachbarn, bei der Auslese von Rollan de By, also bei Haut Condissas, so enorm beeindruckt. Clos Manou schlägt diese Auslese des Rollan de By noch einmal um Längen. So eine ungeheure Dichte, keinerlei Sprödigkeit, süße fleischige dichte Mitte, alles auf einem samtigen Tanninteppich schwimmend, Wucht und Fett, aber nichts ist trocken, nichts ist rau und nichts ist vom Regen beeinträchtigt oder überextrahiert. Alles schwebt und hat eine ganz tolle innere Spannung. Ein aufregender Wein. Der Wein ist komplett reif und ich verfolge Clos Manou seit 2010 und war von 2015 mehr als begeistert. Ich kann ganz einfach sagen, dass 2015 alles schlägt, was ich bisher probiert habe. Auch den 2010er. Der Wein muss sich im Norden des Medoc inklusive St Estèphe vor niemandem verstecken. Außer Montrose geht da im Norden gar nichts mit, selbst der geniale Lafon Rochet ist nur gleichwertig. Das ist ein grandios dichter, super feiner, spannender, aufregender Wein mit großer Länge. 2014 war grandios, aber 2015 ist besser als 14 und 10. Für mich der beste Wein der Appellationen Haut Medoc und Medoc und selbst in St Estèphe, kann sich kaum einer mit ihm messen. Im zweiten und dritten Nachhall des Probierens kommt satte Lakritze, Veilchen, süßes leckeres Teer - wenn man das so sagen darf - Maulbeere, Holunder, Wacholder und sogar etwas Myrre. Erhaben dicht und lang, dabei feine salzige Mineralität von dunklem Gestein. Man würde fast an Schiefer denken, was natürlich hier nicht der Fall ist, und das auf diesen Kiesböden des nördlichen Medoc. Ich bin absolut begeistert. Superber Wein. Zurückhaltend durch Vorurteile, so gut und eindeutig Weltklasse kann doch ein nicht klassifizierter einfacher Medoc nicht sein? 96-98/100