Lobenberg: Chateau Clos Manou Médoc - wie seit vielen Jahren und aus meinen vorherigen Texten bekannt: Stéphane Dief ist sicherlich der extremste Winzer im Bordeaux, jedenfalls der extremste, den ich kenne. Über 10.000 Pflanzen pro Hektar mit vielen kleinen Trauben. In Stammnähe belassene Trauben, Extremselektion, Reben bis über 100 Jahre alt, teilweise noch wurzelecht. Alles Handarbeit, Rebstock für Rebstock wird separat bearbeitet und individuell beschnitten. Stéphane Dief lässt weniger als ein Kilo Trauben pro Weinstock zu, verteilt auf ungefähr sechs bis sieben Trauben, das heißt die einzelne Traube ist nur handtellergroß. Sehr dicke Schalen, sehr hoher Schalen-pro-Saft-Anteil. Die Trauben werden entrappt, und zwar werden alle per Hand über einen Spezialtisch gezogen und letztlich mit Hilfe eines Spezial-Rütteltisches händisch entrappt, danach auf einem Laufband noch einmal nachverlesen, unverletzt als ganze Beeren. Die Vinifikation geschieht im naturbelassenen Zement und der Ausbau überwiegend im Barrique (ein Großteil neu), zum Teil im Beton-Ei. Alles natürlich spontanvergoren. Die malolaktische Fermentation ist komplett im Barrique, der Ausbau zu 70% in neuem französischen Barriques und der Rest in Beton-Eiern. Ein Teil der Vergärung findet in 400l-Barriques statt. 52% Merlot, 40% Cabernet Sauvignon, 6% Petit Verdot und 2% Cabernet Franc. Die Cabernet Sauvignon und Petit Verdot wurden hier sehr spät, zwischen dem 14. und 20. Oktober, geerntet. Das Durschnitts-Rebalter liegt bei 40 bis 50 Jahren. Alkohol 13,5 Prozent. Die Nase des Weines verblüfft, sie ist noch dichter als der wunderbare 2013 und auch als 2012. Ich wage sogar zu behaupten, er geht noch über 2011 hinaus, und der war schon überragend! Wir waren vorgewarnt von diesem wunderbaren Wein von Du Retout, aber diese traumhaft reife Cabernet-Nase mit hoher Mineralität dazu verblüfft uns dennoch. Reife rote Paprika, nichts Grünes, Himbeere, konzentrierte rote Johannisbeere und Kirsche dazu. Provenzalische Kräuter, Veilchen, Lorbeer und Olive, Tee, Gesteinsmehl und immer wieder diese salzige, reife Cabernet-Note. Aber niemals so süß wie ein Kalifornier, sondern schlank und klassisch. Sehr geradeaus. Sehr frischer Mundeintritt, obwohl der Wein nur 3,3 Gramm Säure aufweist und mit 13,3 exaktem Alkohol sehr schlank ist. Die Säure ist mit diesem Wert bei einem pH von 3,9 relativ niedrig. Anders als Pomerol. Man sieht also eindeutig, dass die Reifegrade hier im Medoc deutlich höher sind. Die Cabernet ist voll ausgereift. Hohe Aromatik und Intensität, dabei mit sehr geschliffenem, seidigen Tannin. Ich hätte ihn von der Nase deutlich maskuliner erwartet. Er erinnert mich im Grunde an einen etwas feineren Chateau Montrose, an einen Saint-Éstephe mit großer Klasse. Poliert, tänzelnd, voller Finesse und doch maskulin dicht. Fast raffiniert in seiner Komplexität. Am Ende zeigt der Wein feine Bitterstoffe, und immer wieder diese steinige Mineralität. Im Finale kommt Blaubeere dazu, auch Cassis und Brombeere und schwarze Erde. Er kriegt schon ein wenig Anmutung an maskuline Pauillacs. Es ist immer wieder toll zu sehen, dass diese kleinen, unbeachteten Domänen jenseits der Parker-, Wine Spectator- und Suckling-Betrachtung so viele hochklassifizierte Weine hinter sich lassen. Ob das im kleinen Bereich für du Retout gilt oder im absolut gehobenen Bereich für Clos Manou. Das sind die wahren Schätze des Bordeaux und ich bin stolz, abseits des Mainstreams zusammen an die 30 bis 40 Weine der unbeachteten Extraklasse entdeckt zu haben. Zusammen mit meinem Freund Max Gerstl heben wir Schätze und finden die Trüffel. Der Winzer selbst hält, genau wie wir, diesen 2014er für das Beste seit 2010, er verpasst den 2010 nur knapp. Superber Wein. 95+/100