Lobenberg: 70% Merlot und 30% Cabernet Franc. Nur 1,5 Hektar direkt neben der Kirche gelegen und umgeben von den Weinbergen des Château Eglise Clinet. Das ist sicherlich das interessanteste Terroir Pomerols überhaupt. Kies auf Lehm mit einem Eisenuntergrund. Der Weinberg ist über 60 Jahre alt. 14% Alkohol. Das besondere der Lehmböden in Pomerol ist die enorme Wasserspeicherfähigkeit, d.h. es gab keinen Trockenstress in den Monaten Juli und August 2015. In August und September gab es die wunderschöne kühle Klimatik des skandinavischen Hochs. Die Ernte der Merlot begann am 15. September, die Cabernet Franc wurde ab dem 3. Oktober geerntet. Die Merlot-Ernte zog sich bis Anfang Oktober und die Cabernet-Franc-Ernte bis Mitte Oktober. Das schöne bei Château Clos de la Vieille Eglise ist im Grunde immer die Dominante der Cabernet Franc trotz des hohen Merlotanteils. Wir haben hier diese wunderbare rote Frucht, konzentrierte Himbeere, Erdbeere, Schlehe, dichte rote Sauerkirsche, und erst darunter kommt ganz langsam und ganz fein die schwarze Kirsche der Merlot. Überhaupt ist die Kirschfrucht in Pomerol die Dominante, erstaunlicherweise auch hier in der roten Frucht. Es gibt wenig Johannisbeere, nur ein kleiner Hauch. Die Schlehe und Sauerkirsche sind schon etwas deutlicher. Von der Nase her würde ich wahrscheinlich eher auf einen extrem dichten Wein aus Vosne Romanée Burgund setzen. Der Wein wird spontan vergoren. Die Fermentation findet in kleinen Stahltanks statt, danach kommt die Malo im Barrique, alles wird ausgebaut zu 100% im neuen Holz. Das neue Holz ist in diesem Wein aber überhaupt nicht zu riechen oder schmecken, denn 2015 hat eine wunderbare Säure, und Säure frisst bekanntlich Holz. Die Balance und Harmonie schon in der Nase ist somit fast holzfrei. Ich bin erstaunt und verblüfft. Der Winzer hält 2015, und ich glaube zu Recht, für den besten seiner drei Top-Jahrgänge in seiner Geschichte, was vor 2015 das Jahr 1998 und 2010 war. Für mich kommen auch Erinnerungen an 2000 hoch, nur 1998 hatte ich nicht auf dem Schirm. Aber die Rückverkostung zum lunch ergab, dass 1998 in der Tat ein extrem eleganter und profunder Jahrgang war. Der Mundeintritt ist pure Seide, Seide noch mehr als Samt. Diese Feinheit im Mund ist verblüffend. Wir haben früher am Tag Beauregard und Bellefont-Belcier probiert, aber diese Finesse in diesem Pomerol ist ungeheuerlich. Profunde Tannine, aber so geschliffen. Die Tanninmassen sind höher als in den Jahren zuvor, aber nicht zu spüren. Der moderate Alkohol ist eingebunden und die Säure ist auf einem tendenziell eher etwas höheren Level durch die kühlen Tage und Nächte im August und September. Die Feinheit im Mund lässt mich schon beim sprechen immer wieder verblüfft innehalten. Selbst der Burgundervergleich fängt an zu hinken, denn wir gehen hier weg von Vosne Romanée und kommen zu einem sehr feinen Volnay. Das ist so ultrazart und trotzdem so profund und dicht. Es hallt Minuten lang. Er ist so tänzelnd und everybodys darling auf 100-Punkte-Niveau. Eine Delikatesse, die mir gleich am dritten Tag unserer Bordeauxverkostung die Benchmark zeigt. Wir sind hier oben, kann es noch besser werden? Auf jeden Fall ganz großes feines Finessenkino. 99-100/100