Lobenberg: 75 Prozent Merlot und 25 Prozent Cabernet Sauvignon. Schattenmorelle, Brombeere, Schwarzkirsche und Cassis in total saftiger, dunkler Ausprägung. Obwohl wir hier in der Assemblage eine deutliche Merlot-Dominanz haben, kommt die Cabernet aromatisch viel mehr durch. Schwarze Frucht, unglaublich seidig, so viel Schwarzkirsche. Zunächst reichlich süße Frucht im Antrunk, konzentriert und dicht, auch Salzigkeit zur roten Johannisbeere. Süße und Säure wechseln sich hier gekonnt ab, das regt den Speichelfluss an und bringt richtig viel Spannung. Ein bisschen wild in der Tanninausprägung, das muss sich noch finden, aber der Wein wird ein richtiger Langstreckenläufer werden. Das ist großes Kino für die Liebhaber klassischer Bordeaux-Jahrgänge, denn wir haben hier eine wirklich feine Frische und eine konzentrierte Tanninstruktur, die aber niemals austrocknet. Erinnerungen an 2019 werden wach. In Verbindung mit der Süße und 21er Feinheit ergibt das ein hedonistisches Leckerli der Extraklasse mit sagenhafter Vibration und Spannung, das im Finale in ganz feiner Bitterschokolade endet. Eine aromatische Wuchtbrumme der Extraklasse und trotz nur 13 Grad Alkohol der Hammer in Intensität. Vielleicht der beste Pomerol mit VCC, genial. Und ich bekenne mich schuldig ein totaler Fan von Clinet zu sein, die Eleganz und Fülle Pomerols mit dem Nerv Saint Juliens in einem Wein, das gibts so nur hier! 98-100/100 *** Momentan umfasst Château Clinet zehn Hektar. Die Cabernet wurde 1950 angelegt, sie ist also über 70 Jahre alt. Hier gibt es ein großes Band von Kies, ähnlich wie bei Château Latour. Entstanden ist es vor rund 1,3 Millionen Jahren als Flussablagerung. Das erklärt den hohen Cabernet-Anteil. Nach dem Frost von 1956 wurden alle neuen Lagen mit Merlot bestockt, aber inzwischen wächst der Anteil an Cabernet Sauvignon. Die Cabernet Franc eignet sich für diese Böden nicht besonders, deswegen gibt es sie hier auch nicht. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.